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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 21.07.2011, 20:58   #1
Stimme der Zeit
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Hallo, Walther,

im Grunde genommen habe ich dem, was dir Dana bereits schrieb, nicht mehr viel hinzu zu fügen. Somit bin es diesmal ich, die sich ihr „anschließt“.

Zitat:
ein du schrumpft ins es
Für mich persönlich der eindringlichste Vers des Gedichts. Aus einer Person wird ein Ding ...

Die "Entpersonifizierung bzw. Entmenschlichung" der/des Anderen ist etwas, das man (beispielsweise) bei Scheidungskriegen antrifft. Manchmal ist dann sogar ein gemeinsames Kind nur noch ein "Gegenstand", ein "Es", an dem erbarmungslos gezerrt wird. (Ich habe das nicht selbst erlebt, aber ich kenne eine Frau, die genau das als Kind erleiden musste.)

"blutbuchen verschattet" - ich bemerke, dass blut buchen durch den Begriff "referenzieren" (aufeinander) auch eine andere Bedeutung haben kann.

Erstaunlicherweise ist es so, wie Dana schrieb: Dein Gedicht besitzt einen eher "kühl-distanzierten" und erzählerischen Charakter. Jemand berichtet, ist aber m. E. nach selbst kaum emotional tangiert.

Beim Lesen stellte ich fest, dass die Thematik eigentlich sehr traurig ist - aber hier wird die "Tatsache" so nüchtern und realistisch geschildert, dass keine wirkliche Traurigkeit beim Leser aufkommt - eher eine Art kopfschüttelndes Bedauern ...

Zum Formalen:

Ich kann nicht leugnen, dass du gerade meinem „aktuellen Trainings-Faible“ Futter gibst. Alliterationen, Aphorismen und „geflügelte Worte“ – schön!

wenn – welten; wiegt – wenigstens; scheiden – bescheiden; wahrheit – wird; halbheiten; ein – eins + entzwei; unab/wendbares – not/wendig; wort – wird; zwischenzeilen/räumen; geschichteten glaubenssatzes; gedeiht – gewesenen; blutbuchen.

trennen, scheiden, werden, vergehen, brechen, machen, entleiben, bemächtigen; ab/scheiden, beugen, schrumpfen, kämpfen, verlieren u.s.w.

Sinninhaltlich: „Da trennen sich Welten“; „Im Schmerz wiegen“; Scheiden ist bescheiden; Die Wahrheit erwägen; Nur Halbheiten, nichts Ganzes; Eins bricht entzwei; Unabwendbar notwendig; Sich des Vergangenen bemächtigen .... etc., etc.

(Andere Leser sollen auch noch etwas suchen und finden können. )

Dein Wortspiel mit „Dringlichkeiten“ und „Dinglichkeiten“ gefällt mir sehr gut, das muss ich noch erwähnen.

Keine „Butter für die Fische“, sondern in meinem Fall „Butter mit Honig für mich“. Sehr schön gemacht, sehr gekonnt. Mein Kompliment, lieber Walther. Bei Gelegenheit mehr davon?

Liebe Grüße

Stimme
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Alt 31.07.2011, 16:40   #2
Walther
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Beiträge: 3.210
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Lb. Dana,

das Thema "Abschied" beschäftigt gerade meine Lyrik. Ich habe die Assoziationen dieser Beschäftigung in dieses Stück Prosalyrik gepackt.

Wenn man sich Gedanken macht, wird die Großhirnrinde und die Vernunft in Marsch gesetzt. Dadurch wird der Text von selbst "kühl". Ein Zweites mag eine Rolle spielen: Abschied und Tod sind nahe beieinander. Der Tod ist schließlich der ultimative Abschied, von dem es garantiert keine Rückkehr gibt, und wenn, dann sieht man sich im Himmel oder der Hölle wieder.

Wir alle wissen, was nach Abschieden so alles passiert. Diese Nachreden habe ich zu Wort kommen lassen. Sie sind nicht erfreulich, aber manchmal können sie den Nachweltfimmel und die Ruhmsucht einhegen. Ich kenne Menschen, die leben für Ruhm und Geschichtsbuch, und übersehen dabei, daß sie beides nicht mehr kontrollieren können.

Vielleicht ist das Abschiedsthema in hoffnungs- und glaubenslosen Zeiten nur lakonisch bewältigbar.

Ich danke Dir für Deine tiefsinnigen Überlegungen - genau diese wollte ich mit dem Text anregen. Hier scheint mir das gelungen zu sein, an anderer Stelle ist der Text abgestürzt.

LG W.

Lb. Stimme der Zeit,

es freut mich sehr, daß Dir die Wortspiele aufgefallen sind, die in Sprache und Klang bewußt gewählt wurden. Der Text hat länger gereift, als man ihm auf den ersten Blick ansieht. Aber vielleicht ist er gerade deshalb so schwer verdaulich, weil man ihn nicht einfach en passent konsumieren kann.

Du hast viele der Paare gut aufsummiert, ich habe noch ein paar mehr eingebaut, aber darum geht es hier ja nicht. Es geht vielmehr darum, welche Aspekte und Denklinien sich um das Thema Abschied ranken und aus ihm erwachsen. Und dabei erhebe ich keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist nur manchmal wichtig, sich und anderen Ereignisse und Möglichkeiten von zukünftigen Entwicklungen vor Augen zu führen. Manches Handeln wäre vielleicht anders verlaufen, hätte man sein Ende bedacht.

Ich danke also bescheiden, daß diesem Text so viele und so wertvolle Gedanken gewidmet wurden. Mag sein, daß er nicht den Mainstream abbildet und erreicht. Aber das ist ja auch nicht das Ziel einer solchen Thematisierung. Das Ziel ist es, ein Gewitter von Assoziationen auslösen, das den Text im Leser fortführt.

Das ist bei Dana und Dir gelungen. Und das ist das schönste Kompliment, das dem Dichter gemacht werden konnte.

LG W.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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