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Alt 25.08.2010, 07:28   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Ort: wien
Beiträge: 4.893
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hallo blaugold,

der titel hat mich zunächst ein wenig abgehalten, hier reinzuschauen.
ich dachte: was wird da jetzt kommen?
letztendlich siegte aber doch die neugier.
angenehm überrascht stellte ich fest, dass hier eine menge witz zwischen den zeilen schwingt - für mich könnte dieses gedicht auch gut bei der lustigen lyrik stehen.

dein protagonist hat freude daran, seine gitarre nach eigenem gutdünken zu verwenden ( oder missbrauchen).die lust am gar-nix ist bei ihm groß.

für den zuhörerer wirds wahrscheinlich eher qualvoll gewesen sein.
dass solche leute in jedem fall "nichts" können, kann ich nicht ganz unterschreiben:

ich habe eine sehr liebe freundin, die beschäftigt sich seit vielen jahren mit "freier musik". sie hat ein abgeschlossenes musikstudium am konservsatorium und komponiert so sachen wie:" serenade für klavier, einmachglas, zeitungspapier und tennisball! !(kein witz!)
das sind durchkomponierte, ausgeklügelte stücke für 2-3-personen, die dann mit partitur dasitzen und genau nach vorgabe des komponisten mit dem zeitungspapier rascheln, den tennisball ins klavier werfen (kein witz), laut "aha" oder "ui" oder andere ausrufe tätigen, mit dem Stuhl rücken, usw.usw.....
so ein stücklein kann dann schon 15, 2o minuten dauern.

vom raumklangerlebnis liegt so etwas wohl nicht weit von dem von dir beschriebenen e-gitearrenwürger.(also zumindest für mich)

wie gesagt: es ist eine sehr liebe freundin. manchmal gehe ich zu ihren konzerten ( und leide still). sie selbst ist unendlich glücklich mit ihrer musik. sie sagt: das füllt mich so aus . und ich glaube ihr das, denn wenn man sie ansieht, weiß man, dass es stimmt, das sie das ihre gefunden hat. sie ist auch nicht böse, dass es für mich anders ist und dass die meisten menschen ihrer kunst nichts abgewinnen können.

ich kann nichts pornographisches an ihrer art in der welt zu sein finden.
obwohl ich doch vor dieser art "musik" lieber flüchten möchte ......
aber es kommt wohl nicht nur darauf an, was gemacht wird, sondern auch wer etwas macht.

und auch das ist wahr: man kann einfach nicht alles verstehen.
muss man ja auch nicht.

gerne gelesen, nachgegrübelt und weitergesponnen,
liebe grüße,
larin
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Alt 25.08.2010, 22:03   #2
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
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Hallo Larin

Schön, dass du das Augenzwinkern im Text nicht übersehen hast.
Die Konzertgitarre spielt meistens die "Erste Geige" - weil sie oft solo musiziert!
Freier Stil kann auch so festgelegt werden, wie Frank Zappa (Gitarrist) mal sagte: "Alle meine Solos sind improvisiert. Es gibt keine zwei gleichen. Ich bin nicht perfekt, manchmal verspiele ich mich in der einen oder anderen Note; dann wiederhole ich sie ein, zweimal, und schon entsteht der Eindruck, das sei gewollt ...!"
Das finde ich nicht nur äusserst amüsant, sondern auch sympathisch-frech dem Hörer gegenüber. Denn er gibt seine Unperfektheit zu! Und hinterfragt das Kunstverständnis des Konsumenten gleich mit. (Hast du den falschen Ton gehört ...?)
Ich bin ja deiner Meinung, dass deine Freundin auch aus einem Grundverständnis für Musikregeln heraus ihre aussergewöhnlichen Konzerte darbietet. Nicht zuletzt, weil sie wohl das Stück komponiert, sprich durchgeplant hat.
Ich schrieb ja im ersten Kommentar.
Chaoten sind eigentlich Nichts-Könner. Ein Künstler kann sich sehr wohl bewusst chaotisch inszenieren.
Darin steht doch auch, dass Nichts-Könner keine Künstler sind, aber ihr Chaos fatalerweise als Kunst verstehen und dass für einen Künstler=Könner das ausbrechen aus Regeln ins Chaos teil ihrer Art ist. Da sehe ich einen höllenweiten Unterschied!

Ich danke dir für deine Anmerkungen.

Blaugold
Blaugold ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.08.2010, 18:53   #3
Gert-Henrik
Gast
 
Beiträge: n/a
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Von Mc Donald´s wurden in den 90er Jahren in Ostdeutschland zwei Cds unters Volk gebracht, die hießen "Mitten ins Herz" (Top-Hits aus dem [früheren] Osten) - 2 Teile, einen davon habe ich und höre sie gerade wieder - künstlerisch wertvoll - teilweise sowas von lichtdurchdrungen, dass einem schier der Atem stockt...
vertrieben (seltsames Wort, eigentlich) von einer scheinbaren AntiKunstKonsumMaschine...

Nichts ist, wie es zu sein scheint

Geändert von Gert-Henrik (26.08.2010 um 19:05 Uhr)
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Alt 28.08.2010, 01:16   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
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Beiträge: 9.947
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Guten Abend Blaugold,

ich habe mich auch gut unterhalten, sowohl was den Text betrifft, als auch bei den Kommentaren.
Auf jeden Fall hat er sein Ziel ereicht und eine nette Diskussion ausgelöst.

larin hat eindrucksvoll beschrieben, wie differenziert Kunst sein kann.
Allerdings sehe ich in ihrem Beispiel immer noch ein Konzept der Künstlerin hinter ihrem Kunstwerk stehen.
Im Gegensatz dazu hat der Chaot kein solches.

Es ist allerdings auch immer eine Frage, inwieweit der Zuschauer, Zuhörer, Betrachter oder Leser bereit ist, sich auf ein Kunstwerk einzulassen oder welche Erwartungen er daran knüpft.
Oft scheitert es daran, weil er den Intentionen des Künstlers nicht folgen kann. Wie auch, wenn kein erkennbares Konzept vorhanden ist.
Doch genau das ist es ja. Wenn sich der Betrachter von der Fessel des gesuchten Konzepts befreit und das Kunstwerkwerk als solches betrachtet, dann wird er auch im Chaos etwas Einzigartiges entdecken können:
Nämlich die Individualität eines jeden Chaoten.

Das kann man dann sowohl als natürliche Kunst oder aber auch als Scheiße bezeichnen...

Ich hab bei YouTube mal schred(s) eingegeben und reingehört.
Ist wirklich amüsant, doch man merkt bei vielen Videos, daß dort echte Profis am Werk sind. Und da passt sogar das Chaos.

Noch eine Schlussanmerkung sei erlaubt.
Vielleicht kann der Chaot wirklich nichts und hat trotzdem Spaß am "Erzeugen".

Wollen wir ihm diese Freude nehmen?


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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