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heimkehrerin
Registriert seit: 19.02.2017
Ort: im schönen Österreich
Beiträge: 389
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Zitat:
Ich vermittle meinen Kunstschülern immer sehr eindringlich und bewusst, dass Künstler in erster Linie "kreativ" sind (wodurch sie sich ja von den Kunsthandwerkern in gewisser Weise unterscheiden) - und das hat vor allem und in erster Linie etwas mit Erschaffen zu tun. Sobald also etwas (technisch wie inhaltlich) perfektioniert und beherrscht ist, findet aus kreativer Sicht kein Erschaffen mehr statt, sondern Reproduzieren (von der Warte der Entwicklung aus betrachtet). Das ist jetzt nicht per se schlecht oder negativ - denn auch das will handwerklich gekonnt sein und bringt viel Schönes und Erbauliches hervor und auch hier bringen es nur wenige zu meisterlichem Niveau. Aber im Erschaffen (also dem Kreieren, wie es das Wörtchen "kreativ" nun mal andeutet) liegt nun mal vor allem das spielerische Hervorbringen von Neuem, Neuartigem. Dass dies nicht aus Unzufriedenheit geschieht, sondern aus dem Drang, Grenzen zu überschreiten, im Neuerschaffen auch sich selbst neu zu finden und erfinden, und aus spielerischem Antrieb, scheint mir bei solchen Ausführungen immer völlig in Vergessenheit zu geraten. Der Mensch ist das einzige Tier, das auch noch im Erwachsenenalter "spielt" - und Kunst - egal in welcher Form - ist Ausdruck dieses Spielens. Ja - Künstler experimentieren, nehmen aktuelle Einflüsse ihrer Umwelt auf, verbinden alte Traditionen mit neuen Impulsen ihrer Zeit, testen Grenzen aus, wollen sehen "was alles geht" (und auch, was nicht) - und oft ist das Ergebnis gar nicht so wichtig, sondern das Tun. Und oft gibt es so etwas wie ein "gelungenes Werk" im herkömmlichen Sinne gar nicht mehr. Sondern ein "Ergebnis" eines Versuchs. Diese Ergebnisse sind dann Zeugnisse dieser spielerischen Prozesse und der Einflüsse ihrer Epoche und deren Wurzeln, verstehen sich selbst aber oft eben gar nicht mehr als Kunstwerke im herkömmlichen (und vielleicht auch inzwischen schon überholten) Sinne. Mit dem alten akademischen Maßstäben darf man an zeitgenössische Kunst einfach nicht mehr herangehen. Das möchte ich hier doch zu bedenken geben. Meine 10 bis 14 jährigen SchülerInnen waren diesbezüglich übrigens immer am aufgeschlossensten und haben rasch verstanden, einen entspannten Umgang mit moderner Kunst zu finden. Und der war weit entfernt von jeglicher Bierernstigkeit. Immerhin geht es doch bei Kunst um Genuss und Freude. Aber auch das wird heute gerne vergessen. Unter anderem auch, dass man das Recht hat zu sagen "gefällt mir persönlich gut/nicht" (solange man sich mit einer unsachlichen Wertung zurückhält). Abgesehen davon lese ich allüberall mindestens genau so viel gereimten Mist wie versfreien. Bei beidem sind schlichtweg Unvermögen und Oberflächlichkeit die Ursache für das Übel. Die gewählte Form ist es m.E. nicht. Gruß, fee
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x x x x x x x x "Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst, ganz viele kleine Punkte machen wie Seurat. Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.” ― Peter Stamm, Agnes Geändert von fee_reloaded (24.04.2017 um 17:29 Uhr) |
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#2 |
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Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Fee
Ich denke, das liegt daran, dass gewisse Gruppen von Menschen abstumpfen und den Wert von Mühe und Resultat nicht mehr erkennen. Was viele einfach verschlucken ist, dass kein Meister vom Himmel fällt. Mir geht das ebenso. Rein nachdem Motto: "Was ich heute nicht kann, werde ich morgen nicht lernen". Mit den Worten von Jonathan Wendel: "practise, practise, practise". Dein Bericht freut mich allerdings, wenn Du als Lehrerin zugewandte und interessierte Schüler hast! Ich war als Schüler eine Herausoforderung für jeden Lehrer. ^^ ![]() ![]() @Thomas Hätte ich auch gern wie Du erfahren. Hatte das Glück leider nicht. vlg EV |
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