20.05.2016, 20:44 | #1 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
|
Weltenlärm
Was wir uns schenken an beseelten Klängen,
im großen Rauschen geht es meist zugrunde, dem unersehnten Schwall aus aller Munde, die brüllend uns erobern und bedrängen. Wenn alle nur in wenig leiser sängen, nicht jeden Brunnen leerten bis zum Grunde und nicht der ganzen Welt das eigne Wunde entgegenhielten, es ihr umzuhängen - dann könnten wir die stillen Lieder hören und trügen aus dem Schweigen noch Gewinne in traute Stunden, die uns sacht betören. Wo alles eifert, lärmt und alle Tage die Unrast feiert, leiden unsre Sinne, und blindes Leben stellt sich selbst in Frage. Moderne Massenmedien und ihre Werbung, Internet --- all das betäubt nur, lenkt ab vom Wesentlichen, wo es aufhört, nützliches Werkzeug der Kommunikation zu sein, sondern nur noch als Transportmittel für die Botschaften der Selbstsüchtigen dient: Kapitalanhäufung für Konzerne - Geiz ist geil! Facebook, Twitter und Konsorten: In der Kakophonie der Mittelmäßig- bis Armseligkeit, die das Bedürfnis und nun auch die Möglichkeit hat, sich aller Welt mitzuteilen und aufzudrängen, in diesem chaotischen Kosmos des Nichtssagenden und Banalen verlieren wir, was wir bräuchten: Richtung und Kontur! Im alleinigen Bestreben, auch noch das Nebensächlichste mitzuteilen, verlernen wir zuzuhören, uns zu erweitern und zu bilden, zu reifen und zu wachsen, wo es wichtig wäre. Je mehr Möglichkeiten wir haben zu lernen, desto weniger scheinen wir sie zu unserem Vorteil zu nutzen und machen uns zu sozialen und geistigen Krüppeln, die an einer schrillen und bunten Oberfläche treiben, ohne Maß und sinnvolles Ziel. "Teilen" und "Freunde" werden zu leeren Worthülsen, zu Computerfunktionen, ihrer eigentlichen Bedeutung und Wertigkeit entkleidet. In Gedanken um all dies schrieb ich das obige Sonett.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|