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Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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![]() Liedergruß
I. Wehe wieder lebenspendend, Frühlingswind, und taue Eis, Wecke alles, alles wendend, Knospen aus verdorrtem Reis. Lüfte, hebt des Vogels Weise aus der winterlichen Hyle. Herz, nun schlage, poche leise an die Pforte der Gefühle. Hebe meiner Seele Lieder, Atem in die Kehle wieder, webe sie in meinen Hauch. Hauch, du konntest Lehm beleben; Frühlingswind soll mich erheben – schönes Denken auch! II. Der Regen trommelt, klopft und tropft an meine Fensterscheiben; und wenn's mit tausend Händen klopft, kann ruhig ich nicht bleiben -- dann zieht es mich hinaus. Dann stapfe ich mit muntrem Schritt durch Pfützen und durch Rinnen. Mein Herz, es trommelt freudig mit, schlägt an die Brust von innen, als wollt es mit hinaus. Und ich versteh die Bäume jetzt, die sehnsuchtsvoll den Regen erwarten, dass er sie benetzt, bis sich die Wurzeln regen. Dann treiben Zweige aus. Die Stirn wird klar. Der Regen tropft. Gedankenströme rinnen. Das Blut in meinen Händen klopft. Sie möchten was beginnen. Sie sind auf Taten aus. So trommle Regen immerzu, du sollst mich mächtig treiben; ich finde später lange Ruh; heut' solln mich Taten treiben in alle Welt hinaus. III. Federleicht mit Geistesschwingen will ich in den Himmel dringen, will im Reich der Phantasie schwebend mir ein Nestlein weben. Denn auf festgefügtem Land, wo des Flusses breites Band logische Mäander zieht, Wächst mir neues Leben nie. Ich will über Berg und Stein schwebend Sonnen sehen, sicher über Meere gehen, ruhig und im Klaren sein. IV. Die Sonne versenkt ihr lebendiges Licht. Der Abend blickt ruhig der Nacht ins Gesicht und wägt schon des Tages geschäftiges Treiben mit ewigem Maßstab: Nur Gutes wird bleiben. Die Sterne erscheinen am nächtlichen Zelt. Sie waren einst Sonnen für unsere Welt, die damals am Tage die Erde bewegten, bevor sie in ewige Ferne entschwebten. Und weht mir ein eisiger Nachtwind ans Herz, dann denke ich freudevoll himmelwärts, dann schließe ich ruhig die Augen gern, dann scheint in klarer Nacht mein Stern.
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (04.03.2016 um 06:56 Uhr) |
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