Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Denkerklause

Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

 
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 19.06.2011, 16:48   #1
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard Vivere militare est.

"Vivere militare est."
(deutsch: "Zu leben heißt zu kämpfen.") - nach Seneca, Moralische Briefe an Lucilius, XVI, XCVI, 5


Ein feiner Staub tanzt vor der Menschen Augen,
im Sonnenlicht, das durch ein Fenster scheint.
Ob diese Funken wohl für Träume taugen?
Vergangenheit und Zukunft sind vereint,
wer heute lacht, hat gestern noch geweint.
Erstaunlich viel an Kraft ist uns gegeben,
ganz sicher mehr, als mancher von sich meint.
Solang wir nicht an alten Ängsten kleben,
gelingt es dennoch gut, trotz Kämpfen gern zu leben.

Nur allzu oft will uns jemand betören,
behauptet, dass er jede Lösung kennt.
Verlangt, dass wir auf dessen Weisheit hören,
wobei er als Beweis ein Buch benennt,
in dem sein Gott die Spreu vom Weizen trennt.
Die Freiheit unsrer Seele kann man kaufen,
als Schaf, das freudig in den Abgrund rennt.
Kommt, reiht euch selig ein im großen Haufen:
Bezahlt den Krämergott und lasst euch schnellstens taufen!

Erpressung ist ein Mittel dieser Spiele,
denn Höllenqualen drohen jederzeit.
Bedauerlicherweise glauben viele,
dass Kirchenzugehörigkeit befreit.
Sie zahlen froh, erwerben Sicherheit,
denn Gold und Marmor können Menschen retten.
Ach, Freunde, erst wenn's in der Hölle schneit,
macht euch das frei. Ihr bleibt, da könnt ihr wetten,
gefangen in der Angst. Die Kirche liefert Ketten,

geschmiedet von der Gier nach Macht. Sie rauben
die Eigenständigkeit, das ist der Sinn
der Religion: Gehorsamkeit, nicht Glauben.
Dabei dreht sich stets alles um Gewinn,
mit Hunger sitzt ein Krake mittendrin,
verlangend ausgestreckt sind die Tentakel.
So war es immer, schon seit dem Beginn.
Verführungskünste, prächtige Spektakel,
versprechen wahres Heil - zu Haus im Tabernakel!

Der Kirchenstaub lässt demutsvoll erblinden,
raubt alle Sicht, der Geist versinkt in Grau.
Verlorenheit statt Hoffnung, denn wir finden
kein Sonnenlicht im klerikalen Bau.
Darum ging ich nach Draußen, sah den Tau
auf Gräsern; fand dort Träume wieder,
mein Himmel über mir war weit und blau.
Drückt mancher harte Kampf das Dasein nieder:
Die Freiheit spendet Kraft, erfrischt die müden Glieder.
___________________________________
(Spenserstrophe/Spenser-Stanze)
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 17:45 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg