14.01.2010, 10:46 | #1 |
Von Raben umkreist
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Netzwerk
Am Tag zuvor noch nicht zu sehn,
wie hingezaubert über Nacht; wenn früh die Morgennebel stehn, zeigt sich das Werk in voller Pracht. Noch hat der Tau sein Tropfenheer auf Silberfäden aufgereiht. Das Perlennetz schwingt träg und schwer, bis dass die Sonne es befreit. Ihr gold'ner Strahl fängt sich im Glanz der blanken Tropfen und spaziert auf runden Spiegeln wie beim Tanz von kleinen Perlen bunt flankiert. Nun wiegt es sich im Windeshauch, so zierlich, wie aus Glas gebaut, im dornenreichen Brombeerstrauch leicht hin und her, ganz ohne Laut. Ein zartes Kunstwerk, doch es droht der Fliege, die sich drin verfängt, Gefangenschaft bis hin zum Tod, sobald sie einmal in ihm hängt. Der Wanderer verweilt und staunt. Es fasziniert ihn, was er sieht; schon zieht er weiter, gut gelaunt. Ihn kümmert’s nicht, was gleich geschieht. Netzwerk (Alte Fassung) Am Tag zuvor noch nicht zu sehn, wie hingezaubert über Nacht, wo früh die Morgennebel stehn, zeigt sich das Rad in seiner Pracht. Noch hat der Tau sein Tropfenheer auf Silberfäden aufgereiht. Das Perlennetz schwingt dumpf und schwer, bis dass die Sonne es befreit. Nun wiegt es sanft im Sommerhauch, feingliedrig wie aus Glas gebaut, gehängt in einen Brombeerstrauch, und tanzt und bebt, ganz ohne Laut. Dies kleine Kunstwerk aber droht dem Wesen, das sich hier verfängt, mit Lähmung und mit langem Tod, sobald es fest im Netzwerk hängt. Ich schaue hin, ganz fasziniert, und sehe, wie die Spinne naht. Das Opfer kämpft, doch es verliert: Ein sichrer Todeskandidat. Geändert von Sidgrani (19.09.2014 um 09:40 Uhr) Grund: Anregungen von Lailany |
14.01.2010, 10:55 | #2 | ||
ADäquat
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Hallo Mandrillo,
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14.01.2010, 12:00 | #3 |
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Guten Morgen Mandrillo,
Dein Gedicht lässt mich auf den Sommer freuen! Ich liebe sie auch, die großen Netze im Morgentau und wundere mich immer wieder, dass sie unter der Last nicht zerreißen. Auch wenn Dein Werk kein glückliches Ende nimmt, ich habe es sehr gern gelesen und mich von Deiner schönen, romantischen Betrachtung und Sprache "einlullen" lassen, wärmende Träume inbegriffen . Über Chavalis Vorschläge hinsichtlich der Interpunktion solltest Du nachdenken, sie sind gut. Der nächste Sommer kommt bestimmt . Viele liebe Grüße, Medusa. Geändert von Medusa (14.01.2010 um 12:02 Uhr) |
14.01.2010, 12:37 | #4 |
Von Raben umkreist
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Hallo Chavali,
danke für deine Anregungen, habe ich gerne aufgegriffen, zumal auch Medusa mir in die Rippen boxt. Übrigens: "Zu Papier gebracht" wurden diese Zeilen nie. Man hängt ja so an den vertrauten Redewendungen! Auch dir Medusa einen schönen Morgen/Tag. Freue mich, dass dir und Chavali das Gedicht gefällt. Liebe Grüße Mandrillo |
24.01.2010, 22:08 | #5 |
Lyrische Emotion
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Hallo Mandrillo,
dein Gedicht gefällt mir sehr gut, denn du beschreibst das Spinnennetz in schönen Bildern. Ich kann es richtig vor mir sehen, wie es sich Tautropfen bewehrt in einer Sommerbrise, im Brombeerstrauch aufgehängt, wiegt. Ich selbst schaue mir solche Konstruktionen auch sehr gerne an und kann das genießen. Und doch erfüllen diese phantastischen Gebilde eine völlig andere Aufgabe, was man in Anbetracht einer solchen Anmut oft vergisst. Diese Gegenüberstellung von Schönheit und Tod ist dir hier überaus gelungen. Eine wunderbare Naturbescheibung, gepaart mit einer philosophischen Betrachtung und der daraus resultierenden Conclusio. Fazit: Feines Stück Lyrik. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
25.01.2010, 11:11 | #6 |
Lyrische Träumerin
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Hallo Mandrillo.
So leicht und schwebend wie ein Spinnennetz sind auch deine Zeilen. Obwohl mir Spinnen in der Wohnung ein Graus sind, sehe ich ihr Leben in der Natur mit großem Interesse zu. Die zweite und dritte Strophe gefällt mir besonders, weil sie ganz besonders viel Leichtigkeit haben. Noch hat der Tau sein Tropfenheer auf Silberfäden aufgereiht. Das Perlennetz schwingt dumpf und schwer, bis dass die Sonne es befreit. Nun wiegt es sanft im Sommerhauch, feingliedrig wie aus Glas gebaut, gehängt in einen Brombeerstrauch, und tanzt und bebt, ganz ohne Laut. Ein wirklich schönes Gedicht, was ich sehr gerne gelesen habe. Lena
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30.06.2014, 18:22 | #7 |
Von Raben umkreist
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Lieber Falderwald und liebe Lena,
ich danke euch für die Würdigung meines "Netzwerkes". Der Dank kommt reichlich spät , aber ich freue mich auch jetzt ganz aktuell über eure Zeilen. Ich habe mich noch einmal hingesetzt und dem Gedicht eine Überarbeitung zukommen lassen. Was haltet ihr davon? Liebe Grüße Sid
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05.07.2014, 12:09 | #8 | |
ADäquat
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15.09.2014, 20:48 | #9 |
Von Raben umkreist
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Liebe Chavali,
oh je, schon wieder hinke ich mit meinen Antworten hinterher. Im Grunde habe ich hier nur das Spinnennetz bedichtet, die Spinne und ihr Opfer runden das Ganze lediglich ab. Ich freue mich, dass dir die überarbeitete Fassung gefällt, obwohl es etwas gedauert hat. Manchmal muss ich ein mir wichtiges Gedicht einfach eine Zeit lang ruhen lassen. Liebe Grüße Sid
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17.09.2014, 02:57 | #10 |
Kiwifrüchtchen
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Lieber Sid,
wieder eins Deiner gelungenen Naturgedichte, das mir, trotz Abneigung gegen Spinnen, sehr sehr gut gefällt. So wie Faldi, sie faszinieren mich, ich bewundere und achte sie, aber mögen tu ich sie nicht. Ihre wunderbaren Netzwerke schon! Die Betrachtung eines solchen Kunstwerkes hast Du mit Deinem Text sehr poesievoll projeziert. Auch, wenn daran schon gut gefummelt und fein geschliffen wurde, kann ich dem Drang nicht widerstehen, auch noch meinen Senf dazuzugeben und Dir ein paar kosmetische Ideen hierzulassen. Am Tag zuvor noch nicht zu sehn, wie hingezaubert über Nacht; wenn früh die Morgennebel stehn, zeigt sich das Werk in voller Pracht. Hier hat der Tau sein Tropfenheer auf Silberfäden aufgereiht. Das Perlennetz hängt träg und schwer, bis dass die Sonne es befreit. Ein gold'ner Strahl fängt sich im Glanz der blanken Tropfen und spaziert auf runden Spiegeln wie beim Tanz, von kleinen Perlen bunt flankiert. Nun wiegt es sich im Windeshauch, so zierlich, wie aus Glas gebaut, im dornenreichen Brombeerstrauch leicht hin und her, ganz ohne Laut. Ein zartes Kunstwerk - doch es droht dem Käfer, der sich darin fängt, Gefangenschaft und sich'rer Tod, sobald er einmal in ihm hängt. Der Wanderer verweilt und staunt. Es fasziniert ihn, was er sieht; dann zieht er weiter, froh gelaunt . Ihn kümmert’s nicht, was gleich geschieht. Meine Vorschläge sind fast alle als Politur, nicht als Korrektur zu werten. Einige davon kann ich Dir jedoch schon, und auch sehr gerne begründen, dafür hab ich nur grad im Moment leider keine Zeit... sonst fährt mir der Bus davon! Sehr gerne gelesen und mich damit beschäftigt. GLG von Lai
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