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#1 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Betroffenheit
Es gibt Wähnen. Es gibt echtes Wissen. Und die, die viel parlieren, postskribieren, Die überall zuviel des Worts verlieren: Schön wär es, sie würden sich verpissen. Nun, die Welt ist nicht nur da beschissen. Sie ist es, wenn die Bomben explodieren, Und ist es, wenn nach Geld die Haie gieren. Oben schweigt man still und tut beflissen. Höre ich da Widersprüche? Klatschen? Senken sich die Blicke vor die Füße? Sehe ich, wie Hände sich betatschen, Verlegen, weil man Schuld hat? Auch ich büße: Man redet drüber, so als Teil vom Ratschen Und so wie ein „Wie geht’s?“-Ersatz statt Grüße.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt Geändert von Walther (23.01.2015 um 18:57 Uhr) |
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#2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
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Hallo Walter,
ein Gedicht, das einen nachdenklich und "betroffen" zurücklässt. Wir alle machen viele Worte, denen viel zu selten Taten folgen. Reden (und schreiben) ist oft Blech, Tun ist Gold! "Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten! Das arglose Wort ist töricht." (Brecht, An die Nachgeborenen) Sehr gern gelesen wüstenvogel |
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#3 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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hi Wüstenvogel,
danke für die freundliche zusprache. man muß sich dabei immer selbst an die nase fassen. das habe ich versucht zu tun. lg w.
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#4 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Walther!
Die Peanuts: Es gibt Wähnen. Es gibt echtes Wissen. Betonter Auftakt. Altern: "Es gibt ein Wähnen und ein echtes Wissen." Und die, die viel parlieren, postskribieren, Die überall zuviel des Worts verlieren: Schön wär es, sie würden sich verpissen. Betonter Auftakt. Mit unbetontem Auftakt gelesen Senkungsprall "es, sie". Altern. mit unbetont gelesenem Auftakt: "Schön wär es wohl, sie würden sich verpissen." Nun, die Welt ist nicht nur da beschissen. Betonter Auftakt. Altern.: "Die Welt ist nicht nur dieserhalb beschissen." Sie ist es, wenn die Bomben explodieren, Und ist es, wenn nach Geld die Haie gieren. Empfehlung: "Sie ist es,..." Oben schweigt man still und tut beflissen. Betonter Auftakt. Altern.: "Und oben ..." Höre ich da Widersprüche? Klatschen? Betont. Altern.: "Ich höre doch nicht etwa Widersprüche?" Senken sich die Blicke vor die Füße? Betont. Altern.: "Und senken sich da Blicke vor die Füße?" Sehe ich, wie Hände sich betatschen, Betont. Altern.: "Und seh ich gar, wie ..." Verlegen, weil man Schuld hat? Auch ich büße: Man redet drüber, so als Teil vom Ratschen Und so wie ein „Wie geht’s?“-Ersatz statt Grüße. Der Einbau der betonten Auftakte in das Sonett ist, wiewohl er einem Muster folgt, dem Lesegenuss eher hinderlich und stört den Duktus nachhaltig. Wenn schon, dann entweder ganz mit unbetonten oder ganz mit betonten Auftakten - dieser Mischmasch wirkt sperrig und bemüht. Der Reim "Klatschen(betatschen) - Ratschen" ist nicht wirklich sauber, da ersterer Begriff mit kurzem, letzterer mit langem "a" gesprochen wird. Müsste es in der letzten Zeile nicht "statt Grüßen" heißen? Ein interessantes Experiment - leider für mich danebengegangen, was die gemischten Auftakte anbelangt. Sprachlich gibt es auch ein paar "gewagte" Stellen. zB "so als Teil vom Ratschen" ist wohl eher kein gehobenes Deutsch. ![]() Das "postskribieren" gehört m.E. in Vorlesungen an der Uni oder ans Ende von Briefen, nicht in die Gefilde lyrischer Sprachfindung. ![]() Gern gelesen! Auch wenn du es vielleicht nicht glaubst! ![]() LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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#5 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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lb eKy,
du kannst dir denken, daß ich das anders sehe als du. sonst hätte ich den text anders verfaßt. der metrenwechsel folgt einem konzept. das taktschema ist: s1: trochäus - jambus - jambus - trochäus s2: trochäus - jambus - jambus - trochäus s3: trochäus - trochäus - trochäus s4: jambus - jambus - jambus metrenwechsel und inhalt spielen zusammen. wir reden so viel davon, wie schlecht die welt (geworden) ist, daß uns die energie abhanden kommt, etwas dagegen zu tun. danke für deine textkritik! lg w.
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