Gedichte-Eiland

Stimme der Zeit · 15.12.2011, 13:46

Einszweidrei! Im Sauseschritt
Läuft die Zeit; wir laufen mit.*

Unterwegs im Sauseschritt,
komm ich kaum noch mit mir mit!
Laufen, laufen, produzieren,
Pause machen heißt verlieren!
Wichtig ist: Es geht voran!
Wichtig ist: Bleib vornedran!

Jetzt und hier
sag ich mir:
Hastig schreiben,
hurtig bleiben!
Emsig durch die Zeilen eilen!
Hopplahopp, im Denkgalopp!

Hetzen, wetzen, rennen, rasen,
keine Zeit für Burnout-Phasen!
Immer heiter, immer weiter!
Ab, ab, ab,
bleib auf Trab,
flott, flott, flott,
nur kein Trott!

Da, ein schneller Reiter!
Huch, er fällt!
Oh, da schreit wer –
wie das gellt –
weiter!

Obendrüber,
tritt sich fest!
Nasenstüber?
Tempotest!
Blöde Leiche, stets das Gleiche!

Jetzt gibt’s Stau, mir wird ganz flau.

Eile, lautet das Gebot!
Weg damit, denn tot ist tot!

Stillstand, der ist für die Katz!
Mach mir Platz,
weich mir aus,
ich muss raus!

So komm ich doch nicht vom Fleck!
Schafft doch mal die Leiche weg!

Etwas sagt mir: Sieh doch hin,
Sieh, das ist der Hauptgewinn!

Und ich schau und mir wird flau.

Helft mir doch, wie fürchterlich –
diese Leiche –
diese Leiche –
dieser Tote –
dieser Tote –

bin ja ich!

*Wilhelm Busch, aus „Julchen“: Die unruhige Nacht.

Walther · 04.03.2012, 16:28

Lb. Stimme,

irgendwie ist dieses ebenso gute wie hundsgemeine Reimwerk über unsere aktuelle Zeit untergangen. Brilliant beobachtet und gnadenlos umgesetzt!

Dieses schreibe ich gehetzt und liebgrüß zuletzt!

W.

15.12.2011, 13:46	#1
Stimme der Zeit Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 15.03.2011 Ort: Stuttgart Beiträge: 1.836	Einszweidrei! Im Sauseschritt \ Läuft die Zeit; wir laufen mit. Einszweidrei! Im Sauseschritt Läuft die Zeit; wir laufen mit.* Unterwegs im Sauseschritt, komm ich kaum noch mit mir mit! Laufen, laufen, produzieren, Pause machen heißt verlieren! Wichtig ist: Es geht voran! Wichtig ist: Bleib vornedran! Jetzt und hier sag ich mir: Hastig schreiben, hurtig bleiben! Emsig durch die Zeilen eilen! Hopplahopp, im Denkgalopp! Hetzen, wetzen, rennen, rasen, keine Zeit für Burnout-Phasen! Immer heiter, immer weiter! Ab, ab, ab, bleib auf Trab, flott, flott, flott, nur kein Trott! Da, ein schneller Reiter! Huch, er fällt! Oh, da schreit wer – wie das gellt – weiter! Obendrüber, tritt sich fest! Nasenstüber? Tempotest! Blöde Leiche, stets das Gleiche! Jetzt gibt’s Stau, mir wird ganz flau. Eile, lautet das Gebot! Weg damit, denn tot ist tot! Stillstand, der ist für die Katz! Mach mir Platz, weich mir aus, ich muss raus! So komm ich doch nicht vom Fleck! Schafft doch mal die Leiche weg! Etwas sagt mir: Sieh doch hin, Sieh, das ist der Hauptgewinn! Und ich schau und mir wird flau. Helft mir doch, wie fürchterlich – diese Leiche – diese Leiche – dieser Tote – dieser Tote – bin ja ich! *Wilhelm Busch, aus „Julchen“: Die unruhige Nacht. __________________ . Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel". Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.

04.03.2012, 16:28	#2
Walther Gelegenheitsdichter Registriert seit: 09.11.2009 Ort: Im Wilden Süden Beiträge: 3.210	Lb. Stimme, irgendwie ist dieses ebenso gute wie hundsgemeine Reimwerk über unsere aktuelle Zeit untergangen. Brilliant beobachtet und gnadenlos umgesetzt! Dieses schreibe ich gehetzt und liebgrüß zuletzt! W. __________________ Dichtung zu vielen Gelegenheiten - mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt

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