Gedichte-Eiland

Erich Kykal · 05.03.2018, 17:20

Das Zimmer duftet noch nach deiner Nähe,
der Vorhang regt sich an den Fensterrändern,
als suchte er das stumme Bild zu ändern,
das dich umrahmte, wenn ich dich noch sähe.

Und draußen schnarrt im Baume eine Krähe
und starrt herein, als wollte sie mir zeigen,
dass niemand wirklich einsam ist im Schweigen,
egal, was immer auch mit ihm geschähe.

Du gingst wie eine Brise leicht und leise,
kaum eingedenk, wie sehr ich dich vermisse
in allen Augenblicken, die zu zählen

mir unerträglich scheint auf jede Weise!
Du bist mein Atemholen, darum wisse:
Ich liebe dich und möchte dich erwählen.

***Chavali*** · 05.03.2018, 17:38

Ach lieber Erich,

wie traurig, tragisch und mutmachend zugleich!
Was für eine melancholische Stimmung!

Ach, ich sage einfach nur: wunderschön und sehr sehr gern gelesen

LG Chavi

Laie · 05.03.2018, 17:50

Hi eKy,

das ist wirklich sehr berührend geschrieben. Ich sehe das leere Zimmer richtig vor mir und atme schwer ob der Bedrückung. Die Brise lässt dennoch an eine sanfte Erlösung denken.

Sehr gern gelesen!

Gruß,
Laie

Erich Kykal · 05.03.2018, 17:52

Hi Chavali!

Na ja, so richtig "traurig"-traurig ist es ja nicht. Es ist eben der Moment, wo sie grade zur Tür raus ist, ihr Duft hängt noch im Zimmer, man hat sich vielleicht gerade eben geliebt - und das Fehlen der geliebten Person wird einem gerade so richtig bewusst. Diesen Moment wollte ich einfangen.

Klar, man KANN auch einen Beziehungsbruch hineinlesen (oder Schlimmeres, ich will dich nicht dran erinnern ...

). War hier aber nicht meine Absicht.

Vielen Dank für die lieben Worte!

Hi Laie!

Ja, der sich bewegende Vorhang gaukelt Lebendiges vor, Bewegung, die die Starre löst. Das versöhnt.

LG, eKy

08.03.2018, 15:49

Hey eKy,

Ich möchte mich melden. Ich habe PC Probleme.
Aber: Was für ein schönes Liebesgedicht!

Wunderschön, ich bin ja Fan

Liebe Grüße sy

Erich Kykal · 08.03.2018, 18:24

Hi Sy!

Vielen Dank!

Wie bei mir zu erwarten, allerdings nur eine emotionale Trockenübung in lyrischer Gewandung ...

LG, eKy

12.03.2018, 11:09

Zitat:

Zitat von Erich Kykal

Trockenübung

Da bist Du wirklich zu bescheiden, Erich! Trocken ist das bestimmt nicht und auch keine reine Etüde, sondern reife und anrührende Lyrik!

Der stärkste Moment ist das Ende des 2. Quartetts - die Formulierung und die in ihr zum Empfinden gebrachten Gedanken hallen lange nach...

Erich Kykal · 12.03.2018, 18:29

Hi Sufnus!

"Trockenübung" in dem Sinne, dass ich selbst lange nicht mehr liebe, vielleicht nicht lieben kann, vielleicht auch nie geliebt habe (man redet sich da ja gern was ein/schön, um sich selbst besser/menschlicher sehen zu können ...). Daher schreibe ich aus fremderlernter Erfahrung, aus meiner von Büchern und Filmen genährten Vorstellung heraus, nicht aus eigenem Erleben und dem daraus gekelterten Erfahrungsschatz.

Vielen Dank für das Lob - das bedeutet, ich kann mich gut "einfühlen", wenn ich so realitätsnah rüberkomme!

LG, eKy

***Dana*** · 18.03.2018, 19:28

Lieber eKy,
wir kennen uns ein wenig länger, als Du und Sufnus (so denke ich).
Dennoch, Sufnus:

Zitat:

Zitat von Sufnus

Da bist Du wirklich zu bescheiden, Erich! Trocken ist das bestimmt nicht und auch keine reine Etüde, sondern reife und anrührende Lyrik!

Der stärkste Moment ist das Ende des 2. Quartetts - die Formulierung und die in ihr zum Empfinden gebrachten Gedanken hallen lange nach...

Das stimmt so genau!!!!

Inzwischen, lieber eKy, will ich Dir glauben, was Du behauptest. Gerade darum will ich Deine Kunst hoch loben, höher als es Dir lieb ist.

Einen Augenblick kann man nicht genug überbewerten. Es gelingt nur zu selten und noch weniger so gekonnt lyrisch.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal · 18.03.2018, 21:15

Hi Dana!

Vielen Dank für die einfühlsamen Worte seelischer Unterstützung sowie das nimmermüde Lob für meine hingeworfenen Zeilen!

LG, eKy

05.03.2018, 17:20	#1
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Der Augenblick nach dir Das Zimmer duftet noch nach deiner Nähe, der Vorhang regt sich an den Fensterrändern, als suchte er das stumme Bild zu ändern, das dich umrahmte, wenn ich dich noch sähe. Und draußen schnarrt im Baume eine Krähe und starrt herein, als wollte sie mir zeigen, dass niemand wirklich einsam ist im Schweigen, egal, was immer auch mit ihm geschähe. Du gingst wie eine Brise leicht und leise, kaum eingedenk, wie sehr ich dich vermisse in allen Augenblicken, die zu zählen mir unerträglich scheint auf jede Weise! Du bist mein Atemholen, darum wisse: Ich liebe dich und möchte dich erwählen. __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (20.04.2019 um 19:46 Uhr)

05.03.2018, 17:38	#2
*Chavali* ADäquat Registriert seit: 07.02.2009 Ort: Mitteldeutschland Beiträge: 13.009	Ach lieber Erich, wie traurig, tragisch und mutmachend zugleich! Was für eine melancholische Stimmung! Ach, ich sage einfach nur: wunderschön und sehr sehr gern gelesen LG Chavi __________________ . Meine Gedichte *--- Meine Blumen-Mini-Sammlung ---* Trauergedichte © auf alle meine Texte *Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz* *

05.03.2018, 17:52	#4
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Hi Chavali! Na ja, so richtig "traurig"-traurig ist es ja nicht. Es ist eben der Moment, wo sie grade zur Tür raus ist, ihr Duft hängt noch im Zimmer, man hat sich vielleicht gerade eben geliebt - und das Fehlen der geliebten Person wird einem gerade so richtig bewusst. Diesen Moment wollte ich einfangen. Klar, man KANN auch einen Beziehungsbruch hineinlesen (oder Schlimmeres, ich will dich nicht dran erinnern ... ). War hier aber nicht meine Absicht. Vielen Dank für die lieben Worte! Hi Laie! Ja, der sich bewegende Vorhang gaukelt Lebendiges vor, Bewegung, die die Starre löst. Das versöhnt. LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

08.03.2018, 18:24	#6
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Hi Sy! Vielen Dank! Wie bei mir zu erwarten, allerdings nur eine emotionale Trockenübung in lyrischer Gewandung ... LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

12.03.2018, 18:29	#8
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Hi Sufnus! "Trockenübung" in dem Sinne, dass ich selbst lange nicht mehr liebe, vielleicht nicht lieben kann, vielleicht auch nie geliebt habe (man redet sich da ja gern was ein/schön, um sich selbst besser/menschlicher sehen zu können ...). Daher schreibe ich aus fremderlernter Erfahrung, aus meiner von Büchern und Filmen genährten Vorstellung heraus, nicht aus eigenem Erleben und dem daraus gekelterten Erfahrungsschatz. Vielen Dank für das Lob - das bedeutet, ich kann mich gut "einfühlen", wenn ich so realitätsnah rüberkomme! LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (18.03.2018 um 21:13 Uhr)

05.03.2018, 17:50	#3
Laie Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 17.11.2015 Ort: Oberpfalz Beiträge: 539	Hi eKy, das ist wirklich sehr berührend geschrieben. Ich sehe das leere Zimmer richtig vor mir und atme schwer ob der Bedrückung. Die Brise lässt dennoch an eine sanfte Erlösung denken. Sehr gern gelesen! Gruß, Laie

08.03.2018, 15:49	#5
juli Gast Beiträge: n/a	Hey eKy, Ich möchte mich melden. Ich habe PC Probleme. Aber: Was für ein schönes Liebesgedicht! Wunderschön, ich bin ja Fan Liebe Grüße sy

18.03.2018, 21:15	#10
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Hi Dana! Vielen Dank für die einfühlsamen Worte seelischer Unterstützung sowie das nimmermüde Lob für meine hingeworfenen Zeilen! LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

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