![]() |
![]() |
#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
|
![]()
Der Schönheit schlug die letzte Stunde,
sie ward der prallen Sonne Raub, ging jäh an eigner Lust zugrunde. Was bleibt, vergilbt, wird dürres Laub. Nun seh ich Herrlichkeit versinken ins dunkle Grün, am Einerlei, im wilden Wuchs ringsum ertrinken. Rasch wird der Raum für Neues frei. Das Leben kennt kein Innehalten, es geht voran, schaut nie zurück. Schon drängen andere Gestalten ins kunterbunte Wiesenstück. Warum nur fällts mir schwer, zu danken für die entseelte Leichtigkeit? Setzt je dem Leben etwas Schranken? Sieh doch: Der Blume Blütenkleid vertropft mit lächelnder Gebärde im letzten, goldnen Abendlicht! In Liebe fällt ihr „Stirb und werde“, erlöst von allem Weltgewicht.
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (30.04.2012 um 18:42 Uhr) |
![]() |
![]() |
![]() |
#2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
|
![]()
Liebe Larin,
wieder ein sehr schönes Gedicht. Ist es nicht hart, dass das Schöne schnell, wie die Blüte, vergeht? Freund, die Vergänglichkeit erst macht die Blüte so schön! Liebe Grüße Thomas |
![]() |
![]() |
![]() |
#3 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
|
![]()
Hi, larin, Thomas!
Darin zeigt sich unser (falsches) Denken: WIR sind bestrebt, Bleibendes zu schaffen. Wir haben diesen arroganten Anspruch auf Ewigkeit (soweit wir sie begreifen) in dem, was wir hinterlassen. Siehe Pyramiden bis literarisches Gesamtwerk im Laufe der Geschichte... Eine Illusion, die scheinbar kaum hinterfragt wird. Täte vielleicht allzu weh... Schönheit ist immer nur die Gnade eines Augenblicks. Sobald wir akzeptieren gelernt haben, dass im Endeffekt NICHTS von uns bleiben wird, können wir sie erst wahrhaft erkennen und genießen. Ansonsten hetzen wir lebenslang nur blind daran vorbei, Getriebene der eigenen übersteigerten Vorstellung von "Unsterblichkeit". Sehr gern gelesen und kommentiert! LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
![]() |
![]() |
![]() |
#4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
|
![]()
Hallo larin,
es stimmt schon, wir müssen uns mit der Vergänglichkeit abfinden, ob wir wollen oder nicht. Erich hat da völlig recht. Irgendwann wird das Nichts alles sein. Alles muss werden und vergehen im Wachsen und Verblühen kann ich den Sinn des Lebens sehen. Vielen Dank für dein wunderschönes, inspirierendes Gedicht. Liebe Grüße wüstenvogel |
![]() |
![]() |
![]() |
#5 |
asphaltwaldwesen
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
|
![]()
vanitas vom feinsten, liebe larin!
und wie immer ist es dir in leicht scheinenden, fein klingenden versen gelungen, viel gewicht an aussage so zu verpacken, dass der inhalt von der form wiedergespiegelt wird. sehr gerne gelesen und genickt. das mit der "lächelnden gebärde" muss ich noch üben. ![]() liebe grüße, deine fee
__________________
"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
![]() |
![]() |
![]() |
#6 |
Von Raben umkreist
Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.053
|
![]()
Hallo larin,
dein Gedicht erzählt von etwas, das wir alle kennen, aber du hast so schöne Worte und Gedanken dazu gefunden, das es dadurch zu etwas ganz Besonderem geworden ist. Allein die Formulierung "sie ward der heißen Sonne Raub," sagt mir nicht so zu. Das Wort "heiß" wirkt in diesem Zusammenhang zu abgegriffen auf mich. Vielleicht findest du dafür noch etwas, das aussagekräftiger ist. Meine Vorschläge: "sie ward der steten Sonne Raub" "sie ward der grellen Sonne Raub" "sie ward der mächtgen Sonne Raub" So oder so, dein Gedicht gefällt mir sehr gut und ich habe mich gerne damit beschäftigt. Liebe Grüße Sidgrani
__________________
Alle meine Texte: © Sidgrani "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"
»Erich Kästner« |
![]() |
![]() |
![]() |
#7 | ||
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
|
![]()
Lieber Thomas,
"Das alles ist Windhauch, sagte Kohelet" - eben die Vergänglichkeit macht uns die Dinge des Lebens (und damit das Leben selbst) so kostbar! da bin ich ganz bei dir. ![]() Hi Erich, Zitat:
![]() Andere leben mehr im Augenblick. Die Gedichte, denke ich, werden wohl noch eine zeitlang von uns bleiben - das Internet vergisst ja (fast) nichts). Posthum hat man davon selber aber nichts mehr davon.(nicht mal tantiemen) da sind nur die Hinterbliebenen erlöst von weiteren dichterischen Machwerken. ![]() hallo wüstenvogel, besonders beeindruckend war in dem zusammenhang die rede von steve jobs, der meinte, das leben wäre eben kreativ -durch den tod schaffe es platz für neues! welch mutiges bekenntis zur eigenen endlichkeit! der kreative liebt eben die erfindung - und darum versteht er es, dass sich das leben immer wieder neu erfinden will! liebe fee, Zitat:
![]() danke für deinen wortschatzerweiternden beitrag! ("vanitas" musste ich erst mal googeln ![]() ![]() hallo sidgrani, dein feines sprachgefühl hat eine winzigkeit aufgepiekt - aber ich muss dir recht geben: das kann man noch besser machen. schon erlewdeigt! liebe grüße an die leserschar! larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
||
![]() |
![]() |
![]() |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|