Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Liebesträume

Liebesträume Liebe und Romantik

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 16.01.2014, 21:36   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.910
Standard Drehstromsonett




Drehstromsonett
Willst du?


Du bist mein Wort, ich bin dein Meisterdichter!
Erst wollen wir uns flügelleicht umklammern,
dann singen wir das Liebeslied der Ammern
und paaren uns zum Flug der Lyriklichter.

Fernab der üblichen Moralgesichter
mit ihren selbstgebauten Folterkammern,
in denen sie das Leid der Welt bejammern,
verpolen wir uns im Frequenzumrichter.

Wir werden jambisch in die Strophen fließen,
um strömend uns vom ersten Lustquartett
sofort in unser zweites zu ergießen.

Dreiphasenwechselspannung im Terzett
lässt doppelt uns die Poesie genießen.
Willst du? Komm sei so nett, komm sei so nett...


Falderwald
. .. .


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)




Geändert von Falderwald (17.01.2014 um 21:19 Uhr) Grund: Titeländerung
Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.01.2014, 22:40   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Faldi!

Gefällt mir, dein Sonett - bis auf die Fachtermini, mit denen ein Elektriker wohl mehr anzufangen weiß als ich oder der Durchschnittsleser.
Ich vermute mal, diese Begriffe machen einen nicht unwesentlichen Teil des Gags aus, um den es hier geht.
Mit dem Frequenzumrichter könnte der Kehlkopf gemeint sein, muss aber nicht.
Mit der Dreiphasenwechselspannung kann ich hingegen gar nichts anfangen. Ich ersuche um Erläuterung für elektronische Mauerblümchen...

Gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.01.2014, 12:17   #3
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Faldi,

was soll man dazu sagen?
Ich musste sehr sehr schmunzeln - ich hätte den Text eher im HUMOR gesehen

Die Gags sind zum Kugeln!
Echte Erotik allerdings - meinst du nicht, dass die im Stromregler steckenbleibt?


Nichtsdestrotrotz gefällt mir deine Idee sehr gut!

Viel Spaß!

LG Chavi
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.01.2014, 16:22   #4
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Lieber Erich,

für das elektronische Mauerblümchen habe ich eine sehr anschauliche und graphisch schön gestaltete Interentseite gefunden. Du wirst deine Freude daran haben und selbst sofort anfangen, elektronische Terzette zu scheiben. Hier ist sie: http://elektroniktutor.de/grundlagen/drehstr.html

Liebe Grüße
Thomas

Lieber Falderwald,

in der Tat erzeugen die elektrotechnischen Begriffe auch für mich einen leicht ironischen Charakter. Obwohl, in Goethes Wahrverwandschaften war das mit den chemischen Bindungen ernst gemeint, wer weiß?

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.01.2014, 20:09   #5
Schamansky
Furzeulenlyriker
 
Benutzerbild von Schamansky
 
Registriert seit: 30.12.2013
Ort: Northampton, UK
Beiträge: 190
Standard

Da wird der Funkenflug nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Wenn das mal keinen Kurzschluß gibt.
Schamansky ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.01.2014, 21:17   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.910
Standard

Servus Erich,

kein Problem, ich erläutere weiter unten meine Gedanken zum Inhalt näher.
Klar ist aber, dass die sogenannten Fachtermini eindeutige Metaphern sind, die sich sogar selbst erklären, wie du vielleicht gleich erkennst, wenn meine Erläuterungen folgen.

Hi Chavi,

du liegst ganz richtig, einen erotischen Anstrich sollte dieses Sonett schon bekommen. Und ich weiß nicht, wenn die Ströme so fließen, das hat doch schon was, oder?
Wenn es dir gefallen hat und du darüber lachen konntest, dann soll mich das auch freuen, denn selbstverständlich haben wir es hier auch mit eher ungewöhnlichen Metaphern zu tun.

Moin Thomas,

ich kann nicht leugnen, dass die elektrotechnischen Begriffe auch eine leichte Ironie transportieren sollten, denn sie sind ja mit Absicht so gewählt.
Wir waren uns im "Muss ein Gedicht logisch sein - Faden" ja weitgehendst einig, dass ein Gedicht Metaphern enthalten sollte, um ein Gedicht zu sein.
Und diese hier werde ich nun gleich näher erläutern.

@Schamansky

Bei den Maschinen braucht es schon Drehstrom

Vorab:

Eure Kommentare haben mich nachdenklich gemacht, so dass ich eine Titeländerung vornehmen werde. (Eigentlich wollte ich schreiben: Ihr seid ja alle bräsig, keiner versteht mich)

Der Text steht in der "Liebeslyrik", also sollte es ein Liebesgedicht sein.
Ein wenig Erotik kann nicht schaden, die darf bei einer wahren Liebe ruhig vorkommen.
Und wir befinden uns in der heutigen Zeit in einem recht fortgeschrittenen Zeitalter, wo Energie und Technik aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken sind.
Da ist das Wort und hier ein Dichter und was liegt da näher, als diese Dinge miteinander auch ein wenig humorvoll zu verknüpfen?

1. Quartett:

Es gilt vorher erst einmal zwei grundlegende Fragen zu klären:

An wen richtet sich diese Liebeserklärung oder, besser gesagt, -offerte?
Und wer äußert sie?

Die Antworten finden sich in der ersten Zeile:

Du bist mein Wort, ich bin dein Meisterdichter!

Die Lyrik wird auch als geflügelte Sprache bezeichnet.
Es folgt also eine flügelleichte Umklammerung, ein lyrischer Gesang, wie der von Singvögeln, in diesem Fall die Ammern und eine Paarung bei lyrischer Beleuchtung.
-Ein Klammerreim, ein Paarreim, ein Gesang und ein Flug der Lyriklichter, also eine Idee.

2.Quartett:

Der Dichter und sein Wort ziehen sich von der moralischen Welt zurück, weil die meisten Menschen sowieso nichts zu sagen haben, außer darüber zu klagen, was ihnen alles widerfahren ist.
Sie haben sich ein eigenes Gefängnis gebaut und foltern sich nur mit ihrem persönlichen Schicksal (ob positiv oder negativ ist dabei egal).
Der Dichter aber nicht, er "verpolt" sich mit seinem Wort in seinem Frequenzumrichter.
(Sehr vereinfacht: Ein Frequenzumrichter wandelt eine Wechselspannung in Wechsel- oder Starkstrom um. Als Frequenz wird die Schwingungszahl von Wellen bezeichnet. )
Die Metapher an dieser Stelle bedeutet also lediglich die Umrichtung einer Frequenz.
Gesprochene Worte, Sätze oder so wie hier, gesungene Lieder bestehen aus Schallwellen.
Geschriebene Worte und Sätze folgen auch einem meist unregelmäßigen Sprachrhythmus, sind also quasi auch eine Frequenz.
All dies wird jetzt umgepolt...


1. Terzett:

...und fließt jambisch in die Strophen und zwar als Strom (s.o.) vom ersten ins zweite Quartett.

2. Terzett:

Dreiphasenwechselspannung ist der Fachbegriff für Kraftstrom, Baustrom, Starkstrom oder kurz Drehstrom.
Aber was passiert hier?
Im Gegensatz zu den Quartetten ist in den Terzetten kein Klammerreim mit Paarreim mehr zu finden, sondern drei Kreuzreime, also Wechselreime und da es der Terzette ebenso zwei gibt, lassen sie sich auch doppelt genießen.
Und dann wird das Wort gefragt, ob es will, mit der abschließenden Bitte:
Komm sei Sonett, komm sei Sonett.


Fazit:

Hier ist der Aufbau eines Sonettes beschrieben.
Mit der Liebeserklärung des Dichters an sein Wort.
Es ist alles drin:

Gedicht als (Vogel)Gesang
Idee als Flug der Lyriklichter
Klammerreim
Paarreim
Erstes und zweites Quartett
Doppeltes Terzett mit drei Wechselreimen
Umrichtung der Wortfrequenz in den Jambus
Und das Ganze braucht Starkstrom

All das wird zum Sonett.


War das jetzt so schwer?


Vielen Dank für eure Kommentare und Gedanken...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.01.2014, 19:24   #7
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Zitat:
Zitat von Falderwald
War das jetzt so schwer?
Nein, gar nicht, lieber Faldi,

nur ich habe eine Liebeserklärung an die Dichtung (so nett) - hurra - am Entstehungsabend erkannt, stimmt's?
Doch ich gestehe, dass mir beim ersten Lesen Gedanken meiner Vorgänger kamen.
Da ich aber einen "Stromschlag" kenne, wandte ich mich von jener Verpolung ab und leitete um.

Ein wunderschönes Sonett in ungewöhnlichen Metaphern. Sie passen aber zur Berufung und zum Können. (Damit meine ich dich.)

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.01.2014, 13:34   #8
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.910
Standard

Liebe Dana,

das ist der Heimvorteil, da fällt schon mal ein Tor mehr, auch wenn die heimische Mannschaft nicht so ganz auf dem Posten ist...

Vernünftig aber ist es, wenn man einem Stromschlag aus dem Weg gehen kann und dies dann auch tut, nicht wahr?

Für den Rest kann ich mich nur freundlichen bedanken: Vielen Dank.


Ich habe mich über deinen Kommentar und deine Gedanken zum Thema gefreut. .. .


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.06.2014, 08:53   #9
Narvik
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 21.03.2009
Ort: Im hohen Norden
Beiträge: 431
Standard

Hallo Falderwald,

"Drehstromsonett" ist ein ungewöhnlicher Titel, aber die Idee scheint mir sinnig, liegt hier doch eine technische Liebeserklärung an das Sonett vor. Vielleicht aber ist diese Aussage auch zweideutig gemeint, denn die letzte Zeile endet ja mit "komm sei so nett".
Ob das nun lyrisch ist, mag ich nicht beurteilen, auf jeden Fall aber ist das m.M.n. sehr kreativ und in einem solchen Sinne auch gelungen.
Man muss nur die entsprechenden Einfälle haben.

Herzliche Inselgrüße

Narvik
__________________
Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant)
Narvik ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.06.2014, 16:50   #10
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.910
Standard

Hallo Narvik,

fein, dass du es so siehst. Es mag wirklich nicht besonders lyrisch sein mit all den technischen Fachausdrücken, aber ich wollte eben mal etwas anderes ausprobieren.
Zweideutig ist der Text alle Male, du kannst ihn so lesen oder so, wie du gerne magst.

Auf jeden Fall bedanke ich mich für die "sinnige Idee" und deinen Kommentar...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 14:00 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg