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#1 |
Gast
Beiträge: n/a
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sie verschwand in den wolken, als hätte sie dort was verloren
und ich wußte im stillen, ich hätt sie zurückrufen müssen, ein verzögertes räuspern hing starr an den lippen, erfroren auf versteinerten wangen, in schneidender kälte des abwinds, der im ewigen eis und im schweigen der gletscher geboren. die kondensstreifen zieren den himmel als leuchtende zeichen, menetekel an endlosen wänden verblichener zukunft. bis zum ende des permafrosts werden jahrzehnte verstreichen, die erlösung kommt jedenfalls nur von der klimaerwärmung. ob erfrorene laute sie danach noch zeitig erreichen? Geändert von wolo von thurland (29.11.2011 um 09:46 Uhr) |
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#2 | |||
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
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Guten Morgen, wolo,
also hier muss ich ein dickes Lob für die Hausaufgabe aussprechen. Der Anapäst ist gelungen, und das Thema ist passend gewählt: Verlorene (erfrorene) Hoffnung, die in einer Frage mündet. Ich kann das Gedicht auf "zwei Ebenen" lesen. Einmal im Sinne der Frage, ob wohl die Menschheit noch zur Vernunft kommt und einmal im Sinne einer "eingefrorenen" Beziehung, wo das LI die Hoffnung (fast) verloren hat. Mir gefallen die Metaphern, und das Thema ebenfalls. Diese beiden Verse finde ich besonders gut gelungen: Zitat:
Auch das hier sind sehr schöne Metaphern, wirklich, und auch das Enjambement ist feine Arbeit: Zitat:
![]() Zitat:
Ach ja, "Abwind" habe ich ergoogelt, den kannte ich tatsächlich nicht. Daher: Danke, wieder etwas dazu gelernt - gilt auch für die biblische Herkunft von "Mene mene tekel u-parsin". Tse, da hat doch die Bibel schon wieder was vertauscht - diesmal sogar einen König. (Überrascht mich nicht, nach der Sache mit dem Kamel. ![]() Interessantes Reimschema: a,b,a,c,a / d,e,d,f,d; drei Reime und zwei Waisen dazwischen. Die Waisen sind auch ihr Inhalt. Nur eine Anmerkung, aber das ist nur eine "Frage des Geschmacks": Mir würde anstatt "Wörter" im letzten Vers "Worte" besser gefallen (Wörter ist eher Umgangssprache), für mich passt das mehr zur "Sprache" des Gedichts. Sehr gerne gelesen und kommentiert. ![]() Liebe Grüße Stimme ![]()
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#3 |
Gast
Beiträge: n/a
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hallo sdz
kurz und bündig: danke! und nun etwas weniger kurz: es freut mich, dass die wiederum leicht zynische überkreuzung von gut und böse, hoffnung und resignation hier nicht störte. was mich auch sehr stört: hätte-wiederholung. aber mir fällt auch jetzt noch nichts ein dafür (dafür unter betonung des hinweisenden "da"). dafür konnte ich in der letzten zeile das gewöhnliche "wörter" durch "laute" ersetzen. danke für den hinweis. bei danach macht m.E. die betonung des hinweisenden "da" im zusammenhang druchaus sinn. bei "permafrost" kann ich dir nicht folgen. das betone ich genauso klar auf der ersten silbe wie das deutsche "dauerfrost". lg wolo |
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#4 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 15.03.2011
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Beiträge: 1.836
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Hallo, wolo,
gerne kommentiert, mir gefällt das Gedicht sehr. ![]() Was "permafrost" betrifft: Ich meinte die (metrisch!) "normale" Betonung permafrost, da "frost" ein Wort "für sich" ist, und du es hier als unbetonte Silbe dem "Metrum folgen lässt", was völlig in Ordnung ist. Der Duden bezieht sich auf "gesprochene" Betonungen, das stimmt mit den "Regeln" für die "künstliche Betonung" im Metrum eines Gedichts nicht immer überein. (Wie z. B. hier.) Es ist aber gerade diese "Spannung" zwischen den künstlichen Versfüßen im Metrum und den natürlichen Betonungen, die den "Rhythmus" der Verse ausmacht. (Dabei sollte man ein wenig an Musik denken, denn ein Vers ist immer in "Takte" aufgeteilt, man spricht ja auch am Versbeginn von einem "Auftakt".) Zitat:
Ein Gedicht, das in Metrum und Prosodie völlig übereinstimmt, ist zwar "technisch" möglich, aber der Inhalt wäre (gezwungenermaßen) "daneben". Es gilt jedoch, dass es umso besser "klingt" (also eine "Melodie" enthält), je größer die Übereinstimmungen sind - was nun allerdings mit dem "Takt" wiederum weniger zu tun hat ... Glaub mir, ich lerne da immer noch ständig weiter, denn Gedichte schreiben ist viel, viel komplexer, als gemeinhin angenommen. Vom "Klang" der Worte, von Konsonanten und Vokalen (und deren "Wirkung" auf den "Klang") rede ich mal gar nicht. Das wollte ich nur erklären, damit es kein Missverständnis gibt. Natürlich ist deine Betonung "richtig". ![]() Liebe Grüße Stimme ![]()
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#5 |
Gast
Beiträge: n/a
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alles klar nun.
ich hab's mit "honigbrot" nachgespielt. also neuerlich dankeschön. w. |
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