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Alt 20.09.2025, 08:58   #1
Taxi5013
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Standard In dunkler Stunde

Die dunkle Stunde

Auf der Rückfahrt von einer Firmenfeier, fuhr ich über die Brambecker Landstraße, es war in der Nacht als ich von der Straße abkam, zwei Bäume streifte und am dritten Baum einschlug.
Meine Frau saß auf dem Beifahrersitz, sie war sofort Tot.
Ich hing schwerstverletzt, bewusstlos im Gurt.

Im Krankenhaus kam ich wieder zu mir, lag mit dicken Verbänden im Bett, war am Tropf angeschlossen, ein Gerät hinter mir kontrollierte meine Werte.

Nach zwei Tagen kamen zwei Kriminalbeamte und befragten mich nach dem Unfallhergang.
Dazu konnte ich jedoch nichts aussagen.

Nach drei Monaten konnte ich das Krankenhaus verlassen.

Es kam danach zu einer Gerichtsverhandlung, in der ich, wegen Fahrlässiger Tötung, zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung, verurteilt wurde.

Zur Urnenbeisetzung fuhr ich in die Schweiz, es war der Wunsch meiner verstorbenen Frau.

Seither sind drei Jahre vergangen, mein Leben hat sich aber verändert.

Das kleine Unternehmen, welches wir gemeinsam aufgebaut hatten, hat sich in den letzten Jahren vergrößert.
Ich hatte viel zu tun, war auch viel im Ausland unterwegs.

Eines morgens fand ich in der Post einen Brief, ich stutzte, der Umschlag war mit der Hand geschrieben, ebenso der Inhalt, es war unverwechselbar die Handschrift meiner verstorbenen Frau.

Ich sah auf den Poststempel, der Brief ist gestern abgestempelt worden.

Mir wurde plötzlich ganz elend, ich zitterte und kalter Schweiß stand auf meiner Stirn.

Das ist doch unmöglich was ich hier sah. Meine Frau ist Tot, ich habe selbst ihre Asche dem Wind vom Thuner See übergeben.
Habe gesehen, wie er die Asche empor trug, bis weit auf die höher gelegenen Wildblumen Wiesen.

Vorsichtig nahm ich den Brief in die Hand und begann zu Lesen.

“Mein Lieber Mann, bitte erschrick nicht, ja, der Brief ist von mir.
Ich lebe in einer Zwischenwelt, hier muss ich so lange Bleiben, bis ich tatsächlich eine Million Euro bezahlen kann, um dann endlich meine Ruhe zu finden.
Bitte erlöse mich, Deine Frau.”

Entsetzt starrte ich auf den Brief, was geht hier vor?
Das kann doch nicht wahr sein.

Mein Puls raste und meine Gedanken ….was für Gedanken?

Ich ging zum Wohnzimmerschrank, holte eine Flasche Cognac und trank zwei Gläser davon.

Bunte Bilder jagten vor meinen Augen, ich sehe den Unfall vor mir, sehe meine Frau tot im Gurt hängen, sehe mich mit erhobenen Händen, wie ich ihre Asche dem Wind übergebe.

Wieder und wieder lese ich den Brief, starre auf die Handschrift.

Als urplötzlich das Telefon schrillt, erschrecke ich, nehme den Hörer ab und höre die Stimme meiner Frau….

“Höre mir jetzt gut zu, geh in die Schiller Straße, dort hat eine Psychologin ihre Praxis, melde dich bei ihr an, sie hat mein vollstes Vertrauen!”

Das Telefonat wurde abgebrochen.

Ich zog mich, wie unter einen Zwang stehend an und fuhr zur angegebene Adresse.

Ja, schon bei der Hausnummer 3, war eine Psychologin gemeldet.

Ich läutete bei -Doktor Karin Westermann-, Psychologin.

Der Türöffner rasselte und ich ging ins Haus.
In der ersten Etage stand vor der geöffneten Wohnungstür, eine nicht sehr große Dame, sie hatte einen kurzen Haarschnitt, ihre Haare waren schwarz.

Sie bat mich einzutreten.

Eine elegant eingerichtete Wohnung, Bilder an den Wänden.

Drinnen bat sie mich Platz zu nehmen und setzte sich mir gegenüber in einen Sessel.

Ich sehe sie an und entdecke dass sie stark geschminkt ist.

Plötzlich öffnet sich eine Tür und ein junges Mädchen erscheint, sie bring für jeden Kaffee.

Nachdem wir wieder allein im Zimmer waren, beginnt die Dame ein Gespräch.

“Was führt sie zu mir?”

Ich erzähle ihr was bisher Geschehen war.

Sie sagt:
“Das ist schon sehr ungewöhnlich, aber nicht einmalig. Es gibt Dinge, die eine Zwíschenwelt nicht ausschließen können.
Sind sie denn in der Lage, eine so hohe Summe zu Zahlen?”

Ja, das könnte ich, aber meine Zweifel an der Sache sind groß.

“Wenn sie wirklich daran interessiert sind, dass ihre Frau aus der Zwischenwelt in die Ewigkeit gleiten kann, dann folgen sie ihrem Gewissen!

Wieder zuhause, setzte ich mich mit der Polizei in Verbindung.

Nach diversen Gesprächen und Überlegungen, kamen wir zu dem Scluss,
der vermeintlichen Betrügerin eine Falle zu stellen.

In der Zwischenzeit hatte ich einen zweiten Brief erhalten, worin nur kurz beschrieben wurde, wo das Geld abgelegt werden muss.
Es sollte am 13. des Monats, um 7 Uhr Früh, am großen Wannsee, in der unmittelbaren Nähe einer roten Bank, und direkt am Wasser, abgelegt werden.
Die genaue Stelle sei mit einem kleinen Zweig markiert.

Ich besorgte von meiner Bank das Geld, es wurde in eine große lederne Tasche gelegt.

Am besagtem Tag, waren ich und vier Beamte vom Raubdezernat Berlin, ganz in der Nähe des Tatortes versteckt.
Ich hatte die Geldtasche direkt auf das Holzzeichen gelegt, jetzt warteten wir gespannt, wer wohl die Tasche abholen würde.
Draußen auf dem Wasser dümpelte ein kleines Boot, ein Angler versuchte, sein Mittagessen zu Fangen.

Nichts geschah.
Plötzlich rief einer der Beamten…
“Die Tasche ist weg.

Tatsächlich, die Tasche war verschwunden, niemand hatte etwas gesehen, es gab auch keine Fußspuren.

Wie konnte das Möglich sein?

Es wurde mir immer unheimlicher.

Die Beamten suchten penibel das Gelände ab.aber nichts war zu entdecken, das Geld war verschwunden.

Wieder zuhause, lag wieder eine Nachricht im Briefkasten, von meiner Frau.
Nur ein Wort. -DANKE-!

Ich meldete mich bei meiner Psychologin an.

Sie empfing mich wie zuvor auch.

Im Wohnzimmer nahmen wir Platz.

Sie ging an den Wohnzimmer Schrank, öffnete ihn und entnahm ihm eine Flasche Cognac.
Sie füllte zwei Gläser und prostete mir zu.
Als sie die Flasche zurück stellte, fiel plötzlich eine weisse Perücke aus dem oberen Fach zu Boden.
Blitzschnell bückte sie sich, hob die Perücke auf, um sie wieder zurück zu Legen.

Die Perücke hatte die gleiche Frisur, wie meine Frau ihr Haar immer trug, hochgesteckt.

Ich sagte zu ihr, sie sagen mir sofort, was es das auf sich hat, oder ich rufe jetzt die Polizeiu.

Und sie redete.

“Deine Frau und ich sind Zwillinge, eineiige, das bedeutet, wir sehen uns nicht nur total ähnlich, wir haben auch die gleichen Merkmale, wie Sprache und Handschrift, ich habe lange geübt, meine Sprache zu Verstellen.
Bei unserer Geburt lebten wir in Polen, waren Arm und unsere Eltern beschlossen, eines von uns wegzugeben.
Ich kam zu einer fremden Familie.
Von meiner richtigen Familie, habe ich nie wieder gehört.

Viel später lebte ich in Deutschland und habe zufällig von dem schrecklichen Unfall gelesen, als ich das Bild deiner Frau sah, welches mir sehr ähnelte wusste ich, ich hatte meine Schwester gefunden, die nun aber leider verstorben war.

Es war ein leichtes für mich heraus zu finden, wo du lebst, was du machst.

Aber wie hast du dass mit der Geldtasche gemacht?

“Das war ganz einfach.
Ich hatte tags zuvor, genau an der angegebenen Stelle ein Loch gebuddelt, dort hinein stellte ich eine Holzkiste, sie war mit einer metallenen Federklappe versehen, die sich per Funksignal nach unten klappen ließ, so dass die darauf liegende Tasche, runter fallen musste.
Dann schnellte die Klappe wieder zurück und das darauf befestigte Kreuz war wieder sichtbar.”

Donnerwetter, darauf ist ja auch niemand gekommen.

Die Psychologin stand auf, ging an einen Spiegel und wischte sich das Gesicht mit einem Tuch ab, als das -Make up- verschwunden war, setzte sie sich ihre Perücke auf und so stand plötzlich meine verstorbenen Frau vor mir.

Als sie dann zu mir sprach, mit der Stimme meiner Frau, mit dem Aussehen von meiner Frau, hätte ich sie am liebsten in meine Arme genommen aber nein, das tat ich nicht.

Sie durfte das Geld behalten, wir sahen uns aber nie wieder.


















































































































Geändert von Taxi5013 (20.09.2025 um 09:07 Uhr)
Taxi5013 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.09.2025, 15:49   #2
ralfchen
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Alt 20.09.2025, 18:04   #3
Taxi5013
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Standard In dunkler Stunde

D A N K E mein Lieber Freund
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