Thema: Ein Schatten
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Alt 27.08.2012, 16:46   #8
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Galapapa,

ein sehr melancholischer Text über das Älterwerden mit einem Hauch Resignation versehen, erkenne ich hier.

Nun mache ich nicht den Fehler, das Lyrische Ich mit dem Autor gleichzusetzen, so daß ich von einer verdichteten Beobachtung ausgehe, die ich durchaus nachvollziehen kann.

Wie oft sieht man heutzutage (wahrscheinlich war das schon immer so) alte Menschen, die nebeneinander her existieren, weil sie sich Änderungen nicht mehr vorstellen können oder sie ganz einfach nicht mehr wollen oder herbeiführen können.
Ich könnte da auch so manche Geschichten erzählen von Paaren, die sich arrangiert oder einfach mit der Situation abgefunden haben.

Ja, das Leben, das Streben, die Träume und die Hoffnungen sind alles vergängliche Dinge und manch einer resümiert über die Vergangenheit, so wie der Protagonist in diesem Gedicht mit einem Hauch von Wehmut, weil er scheinbar bessere Zeiten erlebt habt.
Heute wird ihm klar, wie vergänglich diese Dinge sind und das man sie nicht festhalten kann.

Dazu gehören auch die Erinnerungen, die mit der Zeit immer mehr verblassen, denn wenn wir mal ehrlich sind, dann bleiben die Gedanken an die Vergangenheit doch nur sehr bruchstückhaft im Kopfe zurück und ergeben kein Gesamtbild, zumindest kein scharfes.

Da war doch mal was, aber erinnern kann ich mich meist nur an die Extreme. Und das hat vielleicht auch etwas Gutes, denn wenn wir uns an jede kleine Einzelheit erinnern könnten, dann hätten wir ja gar keine Zeit mehr für die Gegenwart.

Geradezu brutal ehrlich finde ich Strophe drei, was aber noch mehr imponiert, ist die Wehmut in der vierten Strophe, die das Erkennen der Ursachen und das Hinnehmen derselben zeigt.
Auch wenn dies mit Traurigkeit geschieht, denn es zeigt das Dilemma des Leidenden, der sich mit seiner Situation abfinden muss.

Wie schon eingangs erwähnt, glaube ich, daß es vielen Menschen so ergeht und sie vielleicht erst einmal älter werden müssen, um zu erkennen, was sie eigentlich im und am Leben hatten.

Das ist ein Prozess, denn jeder Mensch in der ein oder anderen Weise erfahren muss.

Eine kleine Hoffnung aber ist trotzdem gegeben:
Alles Weltliche geht seinen Weg und somit findet auch jedes Leiden eines Tages sein Ende.

Das Gedicht hat mich nachdenklich und traurig gestimmt.


In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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