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Alt 19.06.2009, 08:22   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Zitat von cyparis Beitrag anzeigen
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Die Birkenstämme glühen heut im Abendrot,
als hätten sie dies Rosige sich angeeignet,
das Schatten, wie sie Nacht bringt, ganz verleugnet,
und ruhten, bis der nächste Morgen droht,

in dieser zarten Farbenhülle.
Es ist mein Herze, das dies sieht.
Derweil die Stunde weiterzieht,
erwach ich in der wilden Fülle


und seh am Horizont der Dinge Übergehn
in Tag und Nacht: wie sie gestalten
an Alt und Neu in ihrem Walten!
Das Rosige möcht ich noch einmal sehn!

17.06.2009
Hi, Cypi!

Wundervoll! Ein lyrisches Gustostückerl. Schon die erste Strophe ist ein extrem gelungener Einsteiger, fesselt sofort das dichterische Feingefühl des Lesers, fordert ihn heraus, mitzuträumen.
Konterkarierend dann die kürzeren Zeilen in der Mittelstrophe: Harmonisch dennoch im Lesefluss, kein Ruckler!

Nur in Strophe drei bin ich metrisch gestolpert. Hier schienen mir die Zeilen wiederum etwas zu kurz, daher meine Verbesserungsvorschläge. Lies das Gedicht mal damit und urteile selbst, ob sich nicht so ein harmonischerer Rhythmus ergibt.

Ich finde, du wirst immer besser! War die Titelgleichheit mit einem der besten Rilkewerke hier ein Zufall, oder lehnst du dich an ein großes Vorbild quasi an?

Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (19.06.2009 um 11:56 Uhr)
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