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Alt 27.12.2011, 15:47   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, larin,

Ach, liebe Freundin, ungeschönt:
geht es dem Dichter heute besser?
Sein Werk ist mehr denn je verpönt.
"Soziales Netzwerk" wetzt sein Messer
und - zack! - schon ist des Dichters Wort
zertrennt. Die Zukunft schreitet fort,

mit OMG und HDL
ins Netz der großen, dicken Spinnen.
Bergab, da geht es immer schnell,
es sind die Spinnen, die gewinnen.
Die Wortkunst wird zunächst geschluckt,
danach die Reste ausgespuckt.

Wer möchte denn noch Dichter sein?
Die Lyrik ist bereits am Sterben,
das Schreiben, das bringt auch nichts ein,
und um ein wenig "Gunst" zu erben,
gehört ein Werk zuerst ver"sext",
danach vermurkst. Es ist verhext.

Verkryptet, fehlerhaft und bunt,
am besten unterirdisch schlecht.
Der Schwanz, er wedelt mit dem Hund,
ich gebe dir vollkommen recht.
Im Grunde ist ein "Dichterkopf"
im world wide web ein armer Tropf.

Zum Glück gibt es dort Habitate,
als Lyrikforen noch bekannt;
sie sind die Dichtkunstreservate
im Netzwerk voller Unverstand.
Hier ist man Dichter, darf es sein,
hier bringt es Anerkennung ein!

Ganz spontan entstanden, es ist deinem Gedicht "gefolgt". (Und die Form hatte ich, da ich zuvor Faldi kommentierte, wohl noch "im Kopf". Ich wollte nur sagen: Danke, Faldi, ist keine "Nachahmung", es entstand einfach "so".) Ja, Dichten war (von einzelnen, seltenen Ausnahmen abgesehen), schon immer eine "brotlose" Kunst. Allerdings genossen Dichter in früheren Zeiten etwas, das heute nicht mehr vorhanden ist: Anerkennung, die "Großen/Größeren" auch Respekt. Sie wurden angefeindet, ja, aber selten wirklich "verlacht" - und wenn, dann eher, weil man die "Macht der Feder" in gewissen Kreisen durchaus fürchtete. Das ist heute nicht mehr der Fall. "Ich schreibe Gedichte." Die Reaktionen reichen von mildem Lächeln über die Ansicht, dass jemand, der auf so eine absurde Idee kommt, nicht ganz dicht sein kann bis hin zur Befremdung. Es gilt: Wer Gedichte schreibt, spinnt. Punkt. Und schon ist man in der "Out-Schublade" gelandet, wie ein merkwürdiger "Anachronismus", mit dem nichts "anzufangen" ist ...

Ich kann dir nur zustimmen. Und oft ratlos, traurig und manchmal auch wütend sein.

Ein gut gelungenes Gedicht, in "doppelter" Hinsicht.

In Strophe 3, Vers 4 hast du bei "man's" den Apostroph vergessen, beim Weglassen von "es" ist immer noch einer erforderlich (bis zur nächsten Reform jedenfalls - auch so eine feine Sache, diese "Recht auf Falschschreibreformen" ).

Zitat:
Sie schrieben auf, als Reagenz, - Kommata aufgrund der "Einfügung", es wäre auch ohne "als Reagenz" ein vollständiger Satz

des harten Lebens klare Sprüche!
Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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