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Alt 06.10.2021, 07:11   #3
whizzl
Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2021
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Daumen runter

Meine lieben Damen,

Ich lese dieses Gedicht anders:

1. Strophe , 1. Vers
„Jeder schreibt für sich allein“. Das soll scheinbar das Thema sein. Aber warum Champagner und Wein dazu eine gute Wahl wären, erschließt sich mir nicht. Anschreiben lassen, wäre noch das Beste was mir dazu einfällt.
1. Strophe, 4. Vers „ … ist eine gute Wahl“ wäre eindeutig besseres Deutsch.

2. Strophe, Vers 1 und 2
„jeder denkt für sich allein.
was andere denken ist ihm schnurz. ...“
wo kommt „ihm“ so plötzlich aus dem Nichts her. Grammatikalisch müsste man das „ihm“ durch „doch“ oder so was in der Art ersetzen, damit der Vers Sinn ergibt.

3. Strophe
Warum dieses Satzbau-Geschwurbble „Das Schicksal wusste stets bisher wann ists soweit“? Es gibt dafür überhaupt keinen Grund. Zwar klingt „Das Schicksal wusste bisher stets, wann es soweit ist“ weniger „künstlerisch“, aber dafür irgendwie mehr nach Deutsch.

4.Strophe
Ich weiß nicht wie andere die vierte Strophe lesen, aber ich würde es als „Goldenen Schuss setzen“ verstehen.

Die Logik dieses Gedichts bewegt sich also über
1. Schreiben
2. mit oder über ein Glas Champagner oder Wein
3. und „ihm“, der aus dem Nichts kam und nirgendwo hingehört
4. zum Furz (glücklicherweise nur geschrieben)
5. um übers Sterben zu reden
6. weil sich jemand nen „goldenen Schuß gesetzt“ hat oder setzen lassen will,
7. gekrönt dadurch, dass jemand, - mit Verlaub -, „dann endlich die Klappe hält“.

So soll das „Lied der Zeit“ klingen? Satirisch?

Wie sagt man zu so einem Fall: „ Witz komm raus. Du bist umzingelt.“?
Es ginge ja noch an, wenn das Ganze wenigstens in eine Geschichte eingebettet wäre (dann könnte man es wenigstens noch als Traum an LeserInnen bringen), aber als allgemeingültige Belehrungen, so wie es in diesem Gedicht dargeboten wird, würde ich solche Aussagen nicht stehen lassen wollen.
Wie auch immer, für mich sind die Aussagen dieses Gedicht zusammenhangslos, wirr, ergeben keinen zusammenhängenden Sinn, die lyrischen Werkzeuge sind mangelhaft, es ist aber auch nicht poetisch genug, um als Gedicht durch zu gehen; einmal davon abgesehen, dass dafür auch noch ziemlich viele Phrasen gedroschen werden, die man ohne weiteres auch aus Groschenheftchen abschreiben könnte.

O.k., o.k, es ist der Verriss eines Gedichts. Aber ich wüßte ehrlich nicht, was man sonst damit anfangen sollte. Nach meiner Lesart ist das ein Gedicht für die Ablage P. So was soll ja auch geben.

lg whizzl
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Warum gibt es Sein und nicht nichts? Darum! (Umberto Eco)
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