Thema: Stufen
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Alt 01.04.2014, 20:21   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Dana!

Ich gestehe, der alte Buddhist Hesse hat mich zu diesem Werk inspiriert, daher, soz. als Hommage und Hinweis, auch die Titelgleichheit mit seinem bekanntesten Gedicht.
Du hast die Kernaussage gut getroffen! In einem anderen Forum habe ich das Gedicht jemandem so erklärt:

Wo Weltenduft und Atem sich durchdringen
am Knotenpunkt des innersten Erbebens,
dem Ende und dem Anbeginn des Lebens -
nur dort kann ein Erleuchtetsein gelingen.


Soll heißen: Nur an der Schnittstelle zwischen Welt und Mensch, also am Berührungspunkt der Sinne mit dem Erfahrenen, an jener Stelle, wo du am unmittelbarsten in der Welt, im Leben stehst, quasi "ganz bei dir" bist, kann eine Erleuchtung entstehen.

Wo feinste Nerven ihr Crescendo singen
am tiefsten Widerlager deines Strebens
zum Akt des allumfassenden Vergebens -
nur dort wirst du die Illusion bezwingen,


In diesem ungehemmten, filterlosen Augenblick im Kern deines Wesens kannst du alles Leben lieben, alles verzeihen, alles umarmen, bist nur Gefühl. In diesem Moment allein stehst du über allen oberflächlichen Motiven und Lebenszielen, kleinlichen Spielen und Aversionen.

die dich gefangen hält in deiner Schwere,
der Last von Dünkel, Stolz und Prüderie,
gewinnst du auf dem Pfad die nächste Kehre,

den du begannst mit deinem ersten Rufen.
Das Ende deines Weges siehst du nie -
nur immer ungezählte neue Stufen.


Ich denke, die Terzette bedürfen keiner besonderen Erklärung.


Vielen Dank für dein positives Feedback!

LG, eKy
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