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Alt 01.03.2018, 22:12   #13
Felix
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Hallo waterwoman,

keine Bange, Du wirst nicht ignoriert - zumindest von mir nicht. Ich will versuchen, auf Deinen Beitrag einzugehen.
Die Dinge, die Xenia aufführt, lass ich mal beiseite (nicht, weil ich nicht auf sie eingehen will, sondern weil ich Xenia bereits geantwortet habe.
Du schreibst, wir dürften die Augen nicht vor der Historie verschließen.
Da gebe ich Dir uneingeschränkt Recht und erweitere das sogar noch: Auch vor der Gegenwart nicht.
Vieles, was in der Gegenwart geschieht, hat ja seine Gründe in der Geschichte. Und wenn man sich die Geschichte der letzten 500 Jahre ansieht,
kann einem schon ganz blümerant zumute werden.
Da hatten wir z.B. Kolonien (andere Staaten Europas auch) und haben den afrikanischen Kontinent bis aufs Blut ausgebeutet, mit dem Lineal Grenzen gezogen und Staaten geschaffen, ohne die Menschen zu fragen, ob sie eine Nation bilden wollten.
Da wurden (Schätzungen gehen von etwa 40 Millionen Afrikanern aus, die versklavt wurden) Menschen um des Profits Willen unter schlimmsten Bedingungen aus ihrer Heimat verschleppt, ca. 10 Millionen sind schon unterwegs verreckt und wurden gelegene Speise für die Haie.
Da wurde, angeblich wegen eines Attentats auf den österreichischen Thronfolger, der erste Weltkrieg mit geschätzten 17 Millionen Toten vom Zaun gebrochen und kurz darauf von Hitlerdeutschland der zweite Weltkrieg mit geschätzten 55 Millionen Toten (allein 25 Mill. Menschen der damaligen Sowjetunion) begonnen.
Da geschah, es sind gerade Mal 100 Jahre her, der erste große Völkermord, in dem etwa die Hälfte (1,5 Mill. Tote) der Armenier von den Türken abgemurkst wurden. Und das Deutsche Reich hielt still, um dem Verbündeten nicht ins grausige Handwerk zu pfuschen. (Nebenbei: Armenien hat ohne Zwang von sich aus die "Beutekunsr" vor ein paar Jahren an Deutschöland zurück gegeben).
Da geschah es auch, dass ein kulturell hochstehendes Volk, wie wir Deutschen es waren (und sicher auch noch sind), 6 Millionen Juden ermordete.
Historisch verbürgt ist auch, dass die Kulturnation Deutschland als erste im ersten Weltkrieg chemische Waffen (Chlorgas) in Frankreichfeldzug einsetzte.
Da geschah es auch, dass eine Gebirgsjägereinheit der Deutschen Wehrmacht die männlichen Einwohner ab 12 Jahren eines griechischen Städtchens umbrachte (Kalavrita/Peleponnes) und - Griechenland nach dem WK II als erstes Land einen deutschen Bundespräsidenten (Heuss) einlud (dem Anfang der achtziger Jahre ein zweiter Besuch des BP Rau folgte).
Da geschieht es noch heute, dass Deutschland nach den USA, Russland und China der viertgrößte Waffenlieferant der Welt ist.
Da geschah es auch, dass die USA als erste und einzige zwei Atombomben gegen Japan einsetzte, die genaue Zahl der Opfer ist unbekannt, aber man geht allein in Hiroshima von 200.000 "Sofort"-Toten aus, die Anzahl der später Verreckten (anders kann man sie nicht bezeichnen) und der Missgeburten ist auch nicht genau bekannt.
Das zur kleiner Ausschnitt der Geschichte.
Der "lebenserfahrene" Felix hatte die große Ehre, einen Mann kennen zu lernen, der als Berichterstatter in Japan war und das Buch "Heller als tausend Sonnen" geschrieben hat (Robert Jungk), dem auch die Ehre widerfahren ist, den Verfasser des TV-Mehrteilers, "Die Bertinis" (Ralf Giordano) kennen zu lernen, dessen Familie - weil sie Juden waren - von den Nazis umgebracht wurde, der lebenserfahrene Felix konnte auch mit einem Schriftsteller namens Zwerenz diskutieren, der lange prozessierte, um die Bezeichnung "Deserteur" los zu werden und der sich "wagte", das Tucholskywort "Alle Soldaten sind Mörder" aus eigener Kriegserfahrung zu wiederholen.
Wenn ich heute sage, dass die derzeitigen unleugbaren Probleme zu einem großen Teil (auch) durch uns verursacht worden sind und gelöst werden können, muss ich mich als "Gutmensch" titulieren lassen - da geht mir der Hut hoch. Dieser Gutmensch war 12 Jahre Soldat, hat fast drei Jahre im berüchtigten Stasi-Zuchthaus der DDR gesessen, ist mit Russen, Japanern, Chinesen, Armeniern, Arabern und Menschen aus vielen anderen Ländern befreundet und, glaub mir, nichts Menschliches ist diesem "Gutmenschen" fremd.
Dass ich die Seufzer auf höchstem Niveau nicht so ernst nehme, kannst Du Dir vielleicht vorstellen. Und wenn ich höre, dass 80 Millionen Christen befürchten, dass sie von etwa 4,5 Mill. Muslimen überrannt werden, dann sollten die Christen mal darüber nachdenken, warum ihre Kirchen immer leerer werden.
Die Obdachlosen und die Saukälte - die Problematik hat mit der Zuwanderung nun gar nichts zu tun. Nebenbei: Die Anzahl der nichtdeutschen Obdachlosen ist sehr hoch, in Ballungsgebieten liegt sie bei 50%. Du siehst sie nicht? Ich sehe auch kaum mal einen deutschen Obdachlosen. Die Obdachlosenproblematik ist eine komplizierte Angelegenheit und mein Wissen darüber ist sehr eingeschränkt. Deswegen will ich darauf nicht näher eingehen.
Du fragst nach Gerechtigkeit. Das tue ich auch.
Ist es etwa gerecht, wenn in Deutschland die 45 reichsten Haushalte so viel besitzen wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung?
Unbegreiflich sei es, dass man immer noch Parteien wählt, die "diese" Entwicklung forcieren.
Welche Entwicklung? Dass wir immer älter werden? Dass wir immer mehr Lebensmittel auf den Müll schmeißen? Dass wir ein enges soziales Netz haben, um das uns (ich nehme mal Dänemark, Schweden und ein paar wenige andere aus) fast alle beneiden?
Schwarzmalen bringt nichts. Alles rosa bepinseln auch nicht.
Geh mal in Dein Bad und dreh den Warmwasserhahn auf - es läuft. Erzähl das mal einem Armenier. Da läuft zwischen 9.00 und 21.00 Uhr noch nicht mal kaltes Wasser.
Liebe Grüße und - sei tapfer! Es könnte alles viel schlimmer sein.
Felix

Geändert von Felix (02.03.2018 um 18:50 Uhr)
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