Thema: Misstrauen
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Alt 11.08.2009, 22:07   #7
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
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liebe chavali,
das sogenannte "urvertrauen" entsteht in den frühen kindertagen - die energien und stimmungen , die da über einen längeren zeitraum einwirken werden gespeichert, sind aber nicht "bewusst" aufgenommen, da ein kind erst ab dem zweiten, dritten lebensjahr so etwas wie "selbstbewusstsein" entwickelt( trotzalter).

es sind diese vielen , kleinen mosaiksteinchen, helle und dunkle , die wir da aus unseren herkunftsfamilien ins spätere leben mitnehmen - um dann immer wieder darauf zurückgreifen ( diese muster sind dann lösungshilfen, oder aber, psychologisch betrachtet, innere hindernisse).
wär schön, wenn man sie mit "bloß drüber reden" wegkriegen könnte.
aber so einfach ist die welt nicht.
an unbewusste inhalte kommt man nicht so leicht heran.
papa freud erkannte: da gibt es abwehrmechanismen, verdrängung, verleugnung, spaltung....

der mensch als lernfähiges individuum hat aber die chance , solche muster aufzuarbeiten. man kann dazulernen, umlernen, solange man lebt.
menschen lernen allerdings unterschiedlich gut und unterschiedlich schnell.

kommt jetzt wieder drauf an, wie sehr sich jemand für das interessiert, was in ihm vorgeht, ob er hilfe bekommt, sich hilfe holen kann, wie gut er zugang hat zu seiner gefühlswelt, wie klar sie ihm wird, ( weil er über die nötigen , sprachlichen mittel verfügt, finanziellen mittel einsetzen kann, zeitressourcen zur verfügung hat), letztlich kann auch eine veränderte umgebung
so manches heilsam in bewegung setzen.

daher halte ich es für ungeheuer wichtig, immer und überall auf einen menschenwürdigen, dem menschen als lernendes wesen gerechte atmosphäre zu achten, auch wenn dies "nur" in einem internetforum sein sollte!
was heißt da "nur"?

auf dieser insel wird sehr darauf geachtet - und das ist nicht überall so.
letztlich geht es um eine gesprächskultur, die persönliches wachstum ermöglicht. und auch kritik sollte immer so gegeben werden, dass lernen stattfinden kann. wer kritisiert, nur, um zu verletzen , ist einfach selber krank!

"gesundes misstrauen" heißt dann einfach, vorsichtig zu sein und nicht blindlings in jene messer zu laufen , die andere menschen ( bedingt durch ihre geschichte) noch im bauch haben....

wenn man merkt , dass man misstrauisch wird, so kann man sich fragen:

warum fürchte ich....
was genau macht mich unruhig.....
das erinnert mich an.....
ich würde mir wünschen, dass......

wenn man diese inhalte sich beantworten und kommunizieren kann, wird ein wohlmeinender mitmensch darauf meist positiv reagieren, wenn nicht, so weiß man wenigstens jetzt, wie man dran ist...

manchmal hat man ja auch recht mit seinem misstrauen.
wenn also morgen wieder so dunkle wolken am himmel sind, nehme ich mir gleich einen regenschirm mit. ich traue ihnen einfach nicht. und das werd ich mir von niemandem ausreden lassen....

liebe grüße,
larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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