Thema: Am Steinplatz
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Alt 11.09.2011, 07:31   #6
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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hallo dana,

verzeih- ich blieb dir die antwort wirklich lange schuldig,
das hole ich jetzt gleich nach.
also: ich glaube nicht, dass der mensch auf spiritulität je ganz verzichten wird können. vielleicht einzelne, aber nicht die spezies als solche.
warum?
das liegt in der natur der sache: wird sind einer vielzahl von tatsächlichen ( aber auch eingebildeten ) bedrohungen ausgesetzt.
als kind klammern wir uns an eltern - dann plötzlich gibt es keinerlei "schutz" mehr. der wunsch, einen großen , starken verbündeten zu haben bleibt aber irgendwie erhalten.

aus diesem schutz -und hilfsbedürfnis ziehen manche ihre vorteile. stimmt.
andere wieder entwickeln echte instrumente der hilfe und des trostes:
die, die man als "seelsorger" bezeichnen kann. die können konfessionell eingebunden , aber auch konfessionsfrei, überkonfessionell sein.

wir brauchen sie und sollten nicht grundsätzlich alles verteufeln, was es auf diesem sektor gibt - denn das leben ist kein langer, ruhiger fluss: katastrophen passieren, schicksalsschläge ereignen sich, und wenn schon sonst nichts ist, setzen uns krankheit und tod unwiderrufliche grenzen.

und genau an diesen zeigt sich immer wieder, dass blanke vernunft ratlos und machtlos wird - weil es eben hier um emotionen geht. emotionen, die durchlebt und bewältigt werden müssen. dafür gibt es kein allgemeingültiges rezept ( daher auch keine allein seligmachende "religion", keinen "einzigen wahren glauben") , weil es auch keinen schuh gibt, der auf alle füße passt....

dass aber die menschen sorge und fürsorge auch im emotional-seelischen bereich brauchen, ist nicht zu leugnen: "der mensch lebt nicht vom brot allein."
er kann nicht nur alleine vom brot leben. das liegt an seinem säugetier-gehirn, das vom ersten atemzug an auf ein "du" ausgerichtete ist. wären wir krokodile, verhielte es sich anders.
daher ist es kein wunder, dass der mensch so ein großes "du" auch im weltall vermuten möchte, dass er es beklagt, dass dieses "du" nicht in seinem sinne eingreift und alles regelt, so wie er es persönlich gerne hätte, usw...usw...

nützt alles nichts: wenn wir gott abschaffen , müssen wir uns erst recht um uns selbst und unsere gefühle kümmern.
wie man das richtig macht, haben wir aber noch gar nicht wirklich gelernt. (die psychoanalyse ist erst hundert jahre alt).
davor haben aber schon religionen , philosophie und naturwissenschaften versucht, unseren platz in der welt zu klären und antworten auf "letzte fragen" zu finden.

es gibt mittlerweile viele antworten.
nichtsdestotrotz muss jeder seine eigene finden.
ist ja irgendwie logisch: auch im schuhgeschäft muss jeder den schuh finden, den er sich wirklich anziehen kann......
und wie im schuhgeschäft schwatzt dir mancher "verkäufer" unpassendes auf - andere wieder horchen genau hin auf deine befürnisse und unterstützen dich bei der suche....
das unterscheidet den guten "seelsorger" vom bloßen "seelenfänger". ( und das kann jetzt jede person in mit autorität behafteter stellung sein: priester, lehrer, therapeuten, ärzte, psychologen, politiker, eltern, aber auch der gute freund von nebenan, der mitmensch......) die frage ist immer die: stellt sich jemand in den dienst einer sache - oder will er bloß selber aus ihr persönlichen nutzen ziehen?

eine frage der moral und der ethischen grundhaltung.
und über die können wir schon gar nicht hinwegsteigen!

religion wird vielleicht einmal überflüssig werden. ethische maßstäbe aber werden wir immer brauchen.
und das wird noch viel arbeit werden (oder bleiben)- am steinplatz und auch sonstwo.

liebe grüße, larin

Geändert von a.c.larin (11.09.2011 um 07:37 Uhr)
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