Thema: Am Steinplatz
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Alt 14.08.2011, 21:01   #5
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Liebe Larin,

hoch interessant, das Gedicht ohne Antwort der Verfasserin zu lesen.
Ich wäre ganz und gar in Stimmes Fußstapfen getreten und hätte noch ein wenig nachgestoßen.
Der Vergleich von Thomas ergänzte für mich die "Gefahr", der wir uns aussetzen und zeigte auf, dass sie nicht unbedingt "Guru" heißen müssen. Ein/eine Vertreter(in) für eine "gute Sache", ein Heiler oder Seher finden ihre "Opfer" sehr leicht, wenn sie die Not erkennen und ihre "magischen" Gaben einsetzen.

Deine Antwort allerdings, hat mich nicht weniger als das Gedicht selbst beeindruckt.
Die Welt ist so, wie wir sie sehen, bzw. sehen wollen. Die Gründe für die Sichtweisen will ich dabei "unbesehen" lassen.

Aber:

Zitat:
Zitat von larin
Möglicherweise kann/ könnte man Religionen abschaffen.
Bei der Spiritualität dürfte es sich anders verhalten.
Ich denke, sie ist ein Teil des menschlichen Daseins und erfüllt eine bestimmte Aufgabe in seinem psychischem Funktionieren - wenn also Amtskirchen nicht mehr als der geeignete Raum dafür erscheinen, dann werden Sekten und Ersatzreligionen( Konsumzwang, Machtgier, Promiskuität, politische Strömungen)....dafür herhalten müssen.
Was ist Religion? Ist es nicht auch Spiritualität?
Beide sind in Jahrtausenden "unabschaffbar" geblieben, ganz im Gegenteil.
Ganz sicher sind sie ein Teil des menschlichen Daseins. Was ich vermisse, sind "Gurus", die die Bedürftigkeit im menschlichen Sinne umsetzen und zum Denken und Nachdenken "verführen".
Das hat es noch nie gegeben. Es entstehen entweder machtvolle Institutionen oder "Einzelbereicherer", die die Not oder Naivität der übrigen für sich ausnutzen.

Natürlich kann und sollte jeder für sich selbst entscheiden, so wie Thomas es ausgedrückt hat:

Zitat:
Zitat von Thomas
der Guru ist meist gar nicht das wesentliche Problem, sondern unsere Illusion der Bedrohung durch Zauberworte entgehen zu können, nur weil wir nicht dem Mut haben, im Keller das Licht anzuknipsen, und uns der (oft nur scheinbaren) Bedrohung zu stellen.
Voraussetzung dafür wäre aber, dass alle von diesem Schalter im Keller wissen, was bedeutet, dass nur Bildung diese Entscheidungsfähigkeit bedingt. Damit meine ich nicht Hochschulbildung und Studien, sondern eine Chance, sich vor einer Entscheidung mit diesen Dingen gedanklich auseinander zu setzen.
Diese haben wir alle nicht bekommen (behaupte ich einfach).
Ganz im Gegenteil. Wir erfahren, bevor wir nachfragen oder gar nachlesen können, Wundersames, Unerklärbares vorgesetzt und wachsen so geprägt nach.

Damit will ich sagen, dass dieses "Zuerst -bei- sich- selbst- anfangen" zwar richtig ist, aber auch nur die Einzelnen schützt. Das wissen die Gurus sehr genau.

Gleichzeitig habe ich nichts gegen "spirituelle", kulturelle Sitten, Bräuche und Spiele. Wenn ein Regentanz in der Trockenheit stattfindet, ist es letztendlich egal, weshalb es danach doch geregnet hat. Diese Gemeinsamkeit trägt zum Zusammenhalt bei und kann ruhig als hilfreich betrachtet werden.

Wenn aber ein Pastor vorher von Haushalt zu Haushalt geht und verspricht für Regen zu beten, dafür aber von jedem einen entsprechenden Obulus verlangt, in diesem Falle sogar von jenen, die einer anderen Kirche angehörten, dann müssten eigentlich alle Kellerschalter klicken. Sie taten es nicht, denn niemand wollte einen evtl. Regen verhindern (selbst erlebt).

Natürlich verführen wir alle auf ganz eigne oder abgeschaute Art.
Das Eis von Papi, nur weil er lieber ist als Mami, werden Papi und Mami verkraften.
Die Werbung kann mich zu Unsinnkäufen verführen, doch sobald ich es fühle (z.B. in der Geldbörse), kann ich von mir aus damit aufhören.
Mit Sekten und Religionen verhält es sich ein wenig anders. Aus einigen kann man einfach austreten, das stimmt. Aus den meisten jedoch nicht ohne Folgen.
Für viele ist schon eine schlichte Nichtdazugehörigkeit gefährlich.

Was wir hier besprechen, dass "jene Leichtigkeit" und "eigene Betrachtung" jedem von uns passieren kann, ist stimmig - aber nur hier in unseren Landen.
Betrachten wir es breit gefächert, hat es doch mit Bedrohung und Gefahr zu tun.
Schlimm ist, dass sobald sich hier die Verhältnisse drastisch ändern, jene Gurus eine Blütezeit zu erwarten haben. Sie werden die Not der Opfer schon zu nutzen wissen.

Liebe larin, ich schrieb unter "Verführungszwang".
Der Auslöser bleibt dein interessantes Gedicht, das ich nicht ungelobt stehen lasse. Eine sehr nachdenkliche Spiritualität.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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