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Alt 27.02.2012, 20:50   #10
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Fridolin,

deshalb habe ich auch mit Absicht nur Schillers erste Strophe eingestellt.

Zitat:
Da hältst du in deinem Gedicht das Versmaß noch besser ein, wenn es auch nicht ganz durchgängig daktylisch ist.
Stimmt, das schrieb ich ja auch. In den jeweils ersten Zeilen aller Strophen findet sich eine Abweichung und zwar bewusst, wie man unschwer erkennen kann, weil ich das konsequent bis zum Schluss durchgehalten habe.

Zitat:
Für mich als Humordichter scheidet dieses Versmaß aus, es schränkt meine Möglichkeiten, mich mit Wortspielen auszudrücken, zu sehr ein.
Das würde ich pauschal gar nicht so sagen.
Ich finde, wenn ein Gedicht fließt, dann fließt es, egal in welchem Metrum.
Man sollte nichts ausschließen, denn das schließt pauschal auch vorhandene Möglichkeiten aus.
Lass es einfach laufen, so wie es kommt...

Zitat:
Das gilt sogar für Limericks, die ich generell amphibrachisch anlege, wobei ich Limericks bisher metrisch als Daktylen mit unbetontem Auftakt angesehen habe.
Ja, im Limmerick wird stets der Amphibrachys verwendet, das macht ihn ja gerade so markant, jedoch ist es m. E. wichtig, auch dieses Versmaß so zu benennen, auch wenn wenn es quasi ein Daktylus mit unbetontem Auftakt ist, aber was sagen wir zu einem Trochäus mit unbetontem Auftakt? Richtig, Jambus.

Ich finde es wichtig, daß auch z. B. junge Dichter, die noch etwas lernen wollen, das System der gebunden Lyrik richtig dargestellt bekommen, denn es ist rein logisch und mathematisch aufgebaut.

Haben wir es nur mit zwei wechselnden Silben zu tun, also einer unbetonten und einer betonten, dann gibt es auch nur zwei Metren: Jambus und Trochäus.

Haben wir es aber mit drei Silben, also zwei unbetonten und einer betonten, ergeben sich drei Kombinationen:
xxX = Anapäst, Umkehr davon Xxx = Daktylus und wenn wir das jetzt auseinanderreißen, bekommen wir unseren Amphibrachys = xXx (der erst durch die Wiederholung zum Daktylus wird )

Übrigens findest du hier auch einen indirekten Beweis meiner Behauptung, es gäbe in der Deutschen Sprache keine zwei betonten Silben hintereinander.
Es gibt kein Metrum, mit zwei solchen aufeinanderfolgenden und es gibt keines, mit drei aufeinanderfolgenden unbetonten Silben.
Wenn so etwas vorkommt, dann braucht es eine Zäsur, wie z.B. an einem Zeilenende.
Weil wir in der nächsten Zeile ja wieder von vorne anfangen müssen, nicht wahr?

Das ist nur die reine Theorie des Handwerks, sonst nichts.


Schreiben können wir das alle, darum geht es gar nicht...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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