An den fernen Dichter (neu aufpoliert)
Wie liebe ich, o Dichter, deine Sprache.
Du steigst hinab zum tiefsten Wurzelgrund
und formst aus Krumen noch der dürrsten Brache
ein Perlenband mit deinem Rosenmund.
Du kleidest deine Verse kunstvoll ein
und hüllst sie in die prächtigsten Gewänder,
schleifst selbst den Punkt zum runden Edelstein
und schlingst um Fragezeichen goldne Bänder.
Dein Zauber heißt selbst tote Steine sprechen,
er haucht der Wüste in mir Leben ein,
lässt wilde Wasser aus den Felsen brechen
und noch den Winter Frühling für mich sein.
In deiner Dichtung zeigt sich die Magie,
wenn Worte schon wie Tongemälde klingen.
Von Himmelssphären tönt die Melodie,
als würden jauchzend Engelschöre singen.
Dir ist, o Dichter, wahre Sprachkraft eigen,
die mich verstummen lässt und doch verstehn.
Ach, könnte ich nur all die Bilder zeigen,
die mir erblühen, reifen − und vergehn.
Geändert von Friedhelm Götz (08.03.2016 um 07:36 Uhr)
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