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Alt 30.12.2011, 19:58   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Liebe Stimme,

ich bin froh, dass die (J)a(n)ussicht in er Denkerklause steht.
(Klar ist mir bewusst, dass die Verfasserin das wohl bedacht hat.)
Völlig fehl stünde sie in Trauer und Düsteres, denn damit hat die Zeit nichts zu tun - sie geht unaufhaltsam durch Traurigkeiten und Fröhlichkeiten hindurch.

Mir gefällt das dynamische aber auch nicht neue "Trompeten" über den Lauf der Zeit, die unantastbare Jugend und die erkenntnisreiche Weisheit des Alterns.

Ja, es war so: Vergänglichkeiten erschreckten kurz, betrafen aber nur die "Alten".
Die Zeit dehnte sich einst aus und damals nicht schnell genug. Man konnte sie kaum erwarten. Jetzt schrumpft sie zu Falten in einem unerwünschten Tempo.

Dein Gedicht klingt wie eine "Marschmelodie", die den Gleichschritt ab zweiter Strophe ob der Zeitempfindung beschleunigt und zugleich zeigt es auf, dass man das Tempo längst nicht mehr halten kann.

Genau darin ist die Denkerklause begründet:

Die von uns "erdachte, richtungsweisende Zeit" ist immer gleich. Nur uns verging sie einst zu schleppend. Wir kamen nie schnell genug an Ereignisse heran, die wir erdachten und erträumten. Und dann, ohne jeden Grund () rasten die erdachten und erträumten Ereignisse an uns vorbei.

Du hast die "Erkennis" super gut verdichtet. Ich habe deine Verse nicht ohne Grinsen, bzw. mit weisem Lächeln gelesen.

Aber!

Ich möchte etwas zur Diskussion stellen:

Wenn ich an die Jugendzeit denke, die ich heute deinem Gedicht ähnlich betrachte, mir aber die Gedanken von einst getreu wiederherstelle, dann erinnere ich keine grenzenlose Freiheit. Dort waren Ängste vom Schaffen und Sein und tausend "Weltuntergänge". Jede Klassenarbeit, jede Prüfung und jede noch so unbedeutende Verliebtheit entschied damals (für mich) über mein Sein überhaupt.
Das Glück und die Unbedarftheit der Jugend empfinde ich erst im Nachhinein, bzw. die damals ungesehennen Möglichkeiten.
Erst die heutige "Gelassenheit" lässt mich auf diese Weise an die Jungen appellieren - aber nehme ich ihnen damit ihre Ängste?
Ich denke nein, denn damals haben die "Alten" ähnlich (evtl. weniger offen) an uns appelliert.
Nicht selten überließ ich es meinen Kindern oder der Jugend zu entscheiden, ohne überzeugt zu sein, weil ich mich an dieses Bedürfnis zu tief erinnert habe.
Bis heute weiß ich nicht, ob diese "Version" die "besseere" war, trotz der Beteuerung der Kinder, dass sie es als wohl empfunden haben.

Jetzt fällt mir noch etwas auf:

Ich drifte in das Wohl der nächsten Generation ab und lasse mich aus. Ist das auch typisch für das Sein?
Insofern stimmt es wieder: Ich zähle zu den Alten.

Gern gelesen, für gut befunden und gern sinniert,
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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