Thema: Schuld
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Alt 10.07.2017, 09:55   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Chavi!

Textlich schön, aber rhythmisch komme ich ständig ins Stolpern, weil du nach jeder ersten (betont auftaktenden) Zeile zu unbetontem Auftakt umschwenkst. Hier - nur zum Vergleich - eine klar taktende Version mit betontem Auftakt und vierhebigen Zeilen:

Wer hat schuld an diesen Tagen,
dass Gewitterwolken jagen,
dass die Stürme Bäume neigen
und die Vogelstimmen schweigen?

Wer hat schuld an jenen Nächten,
wo sich Schicksalsnornen rächten,
Schnee und Eis lag auf den Zweigen
und auf allen Himmelsgeigen?

Wer hat schuld an all dem Regen?
Wer bricht über uns den Stab?
Steingeröll auf allen Wegen
zu der Liebe stillem Grab.


S3Z2 habe ich völlig abgeändert, da "herab/Grab" wegen einmal kurzem und einmal langem Vokal "a" kein reiner Reim ist.

Zudem würde ich durchaus nicht davor zurückscheuen, in jeder Str. in Z1 "an" zu verwenden. Das verbindet die Bilder und den Inhalt zusätzlich.

Erwähnenswert noch der Wechsel des Reimschemas in S3 (ABAB statt wie sonst AABB), der hier aber die Conclusio angenehm hervorhebt und bekräftigt.


Zum Inhalt:

Klimawandel und Naturkatastrophen, heftige Elemente und Ausnahmewetter, meteorologische "Jahrhundert-" und mittlerweile "Jahrtausend-"Ereignisse ... wenn wir so weitermachen, gehen uns bald die Superlative für unsere Wetterphänomene aus!

Traurig, dass wir immer noch nicht mit absoluter Sicherheit wissen, ob wir allein schuld sind oder nur einen bereits laufenden Prozess beschleunigen. Traurig auch, dass mächtige Lobbyisten immer noch genug Einfluss haben, um Politiker wie Trump oder Erdogan zu kaufen - oder dass, was noch niederschmetternder wäre, diese Leute tatsächlich dumm und bildungsfern genug sind, unsere Verantwortlichkeit in Abrede zu stellen und blindlings so weitzerzumachen wie bisher.
Noch trauriger, dass ihre Blödheit im großen Ganzen kaum etwas ändert: Auch die Betulichen hängen sich Rechtfertigungslametta in den Baum der Erkenntnis, es wird viel geredet, aber kaum etwas getan. Die Regenwälder und die Ressourcen verschwinden kaum langsamer, und anderswo wird noch schädlicher gefördert als je zuvor: Fracking, großflächiger Ölschlamm- und Ölschieferabbau in der Arktis, Manganknollenernter, die den Tiefseeboden verwüsten und Unmengen Sediment aufwirbeln.
Überfischung der Meere, Walfang, Artensterben durch immer größere Monokulturen für Kokosöl und andere Wellnessprodukte, Mikroplastik in den Meeren, Quallenblüte, Ausbreitung der Wüsten, und - und - und ...

Manchmal bin ich froh, dass ich keine Kinder habe ...


Sehr gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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