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Alt 26.06.2009, 22:34   #7
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Hallo Kajn,

ich mag den Titel auch nicht.
Aber wie du unschwer erkennen kannst, ist er eindeutig zweideutig...

Einerseits das Sonett und andererseits sollte er auch ein wenig provozieren.
Denn was ist an Faschisten schon nett?

Natürlich kann ich hier nicht alle von Sloterdijks Thesen in einem solch kurzen Text verarbeiten.
Aber wie ich schon weiter oben ausführte, weisen sowohl rechte, wie auch linke Diktaturen ähnliche Strukturen auf.
Von dieser These ausgehend schrieb ich dieses Gedicht, weshalb ich es mit mir durchaus vereinbaren konnte, die letzte Zeile so zu formulieren.
Im Gegenteil war dies sogar der Überraschungspunkt, weil der Leser bis zu diesem Zeitpunkt erst einmal nur vom rechten Faschisten ausgehen musste.

Wollen wir uns aber jetzt bitte nicht über irgendwelche Statistiken bezüglich Gewalttaten unterhalten.
Mir ist es auch vollkommen wurscht, wer hier mehr Delikte dieser Art vorzuweisen hat. Entscheidend ist, daß es solche Taten mit politischem Hintergrund gab und gibt.
Immerhin ist mir in der bundesdeutschen Geschichte keine Terrororganisation bekannt, die gewalttätiger als die linksgerichtete RAF gewesen ist.
Ich möchte jetzt auch keine Grundsatzdiskussion über die Motive der einzelnen Gruppierungen beginnen, weil das hier nicht das Thema ist.

Eine Inversion ins S1/Z3 kann ich beim besten Willen nicht erkennen.
Ob das "noch" vor oder hinter ideologisch steht, ist m. E. völlig egal und in der deutschen Sprache legitim. Und wenn doch, dann muss ich es eben der Metrik angepasst sehen.

Den Vorschlag "indem sie die Welt..." in S2/Z3 übernehme ich gerne, das klingt tatsächlich schöner und eleganter.
Bei S2/Z4 bräuchte ich dann tatsächlich etwas Hilfe und einen Vorschlag.
Das war auch die Zeile, an der ich am meisten zu "knacken" hatte.

Daß dieser Text sicherlich keine Schöngerede von Faschismus jeglicher Art ist, denke ich, geht auch daraus hervor.
Vielleicht hätte ich noch deutlicher Stellung dagegen beziehen können.
Ist aber nach wie vor bei politischen Texten sehr schwer, ohne den moralisch erhobenen Zeigefinger auszupacken.
Letztendlich ist dieses Sonett vielleicht noch viel zu harmlos...


Hallo RiffRaff,

jetzt mal ehrlich. Eine Diskussion ist eigentlich dann unmöglich, wenn Leute, deren Thesen mit in einen Text eingearbeitet werden, als hohl bezeichnet werden.
Ich gehe mal davon aus, daß du diese meinst und nicht den Autor des Textes...
Nein, mal im Ernst, das geht m. E. überhaupt nicht, denn du lehnst damit eigentlich jede andere Sichtweise ab und entziehst damit jeglicher Diskussion die Grundlage.

Mein Anliegen ist es nach wie vor, aufzuzeigen, daß jeder Extremismus in eine Art des Faschismus münden kann.
Und ja, ich bin mir über die Herkunft des Begriffes Faschismus im Klaren und daß dieser eigentlich erst durch Mussolini geprägt wurde.
Es ist aber ebenfalls bekannt, daß dieser Begriff im Anschluss für ähnliche politische Strömumgen und Systeme anderer Staaten verwendet wurde.

Außerdem möchte ich klarstellen, daß der Begriff "Linksfaschismus" keineswegs neu ist und von mir geprägt wurde, sondern daß ich mich lediglich mit diesem auseinandergesetzt und ihn hier mit eingearbeitet habe.

Sicherlich hatte Mao Zedong nicht Mussolini als Vorbild im Sinn, jedoch ähnelte seine Herrschaft in ihren Strukturen dem, was im Allgemeinen als Faschismus bezeichnet wird. Inklusive mehrerer 10 Millionen Toten.

Ich für meinen Teil bezeichne alles als Faschismus, was das Bewustsein des "Kleinbürgers" durch bestimmte Ideologien und Manipulationen weg von der eigentlichen Ursache in systemverträglicher Weise auf einen "Sündenbock" richtet.

Und damit erweitere ich den Begriff "Faschismus" auch noch auf die relgiösen Extremisten, die alles Unheil bei den "Nichtgläubigen" suchen.

Wenn ich Peter, Frank und Christa umbringen lasse, dann erteile ich einen Mordauftrag an Menschen.
Mache ich diese Personen aber vorher zu schrecklichen Systemfeinden und Schweinen, so spreche ich ihnen die Menschlichkeit ab.
Damit wird der Mord gerechtfertigt.

Und dies findet sowohl in linken, wie in rechten Herrschaftssystemen statt.
Es geht letztendlich nur um den Machterhalt.
Und wenn die älteren Genaeration anfangen, ihre Kinder abzuschlachten oder abschlachten zu lassen, dann ist das Faschismus, so wie dieser Begriff m. E. im heutigen Sprachgebrauch verwendet wird.

Das alles gibt mein Text natürlich nicht wieder.
Er sollte vielmehr eine Anregung sein, sich einmal mit dem Begriff "Faschismus" auseinanderzusetzen.

Wenn dies nicht gelungen ist, dann ist dieses Gedicht natürlich ein Schuss in den Ofen.
Da braucht man dann auch nichts mehr nachzubessern, sondern kann das dann unter "Freud'scher Fehlleistung" abhaken.

Aber noch bin ich davon nicht ganz überzeugt...


Vielen Dank für eure Kommentare...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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