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Alt 12.01.2013, 09:38   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
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Standard Bis ans Ende meiner Lieder

(gewidmet dem jungen Heinrich Heine)

Schüchtern bat sie mich zu bleiben,
wollte mit den weichen Haaren
meinen forschen Jugendjahren
Demut in die Seele schreiben,

als sie mir den ersten Flaum
auf dem Bauche zärtlich küsste,
so als ob sie sterben müsste,
wenn ich sie aus diesem Traum

jäh erweckte. Doch mein Leben
trieb die junge Lust von hinnen -
Neues wollte sie beginnen,
immer neu der Welt sich geben.

Schüchtern bat sie mich um Liebe,
so als wüsste sie nicht weiter,
wenn der ungestüme Streiter
nicht in ihrem Leben bliebe.

Aber was ist solche Bitte
einem Geist, der unempfunden
noch sich umtut, ungefunden
von des Lebens goldner Mitte?

Und so floh ich, oberflächlich
mein Gewissen zu betäuben,
das ein wenig sich zu sträuben
schien im Sinne mir tatsächlich.

Doch ich sah sie nimmer wieder,
meine Zweifel zu zerstreuen,
und so muss ich es bereuen
bis ans Ende meiner Lieder.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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