liebe
larin,
ja, du sprichst mir aus der seele. alte glaubenssätze brauchen oft ein einschneidendes erlebnis, einen moment, der einen zum innehalten und perspektivenwechsel zwingt, um sie als "ausgedient" der "nicht-meine" zu erkennen und abzustoßen.
entrümpelung, die freier nicht machen könnte.
jede krise ist gewissermaßen anlass für einen mehr oder weniger großen befreiungsschlag in richtung "eigenes ICH".
Zitat:
Zitat von cyparis
Liebe fee,
das "man" in der ersten Zeile irritiert mich. Es klingt für mich so ominös.
...
Aber warum "narkose" als titel?
Hat LyrIch bis zum Neustart gewissermaßen in Narkose verharrt?
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liebe
cyparis,
natürlich funktioniert das gedicht auch in dem von dir metaphorisch gelesenen sinne.
es war aber hier tatsächlich mein empfinden am tag nach der narkose (meiner ersten überhaupt - daher der titel), als das letzte dröge machende schwummergefühl verflogen und meine gefühle und gedanken wieder zur ordnung überzugehen bereit waren.
da war etwas, das "bearbeitet" und "angesehen" werden wollte - ein gradezu drängendes gefühl, wenn auch diffus. ich habe versucht es in worte zu fassen (s.o.). es waren "doch nur zwei stunden schlaf" und dennoch (vielleicht angesichts des unbewusst doch stark wahrgenommenen risikos, das eben bei narkosen immer besteht..sei es auch noch so gering) waren es zwei stunden, in denen sich die welt ohne mich weitergedreht hat - im angesicht meiner eigenen vergänglichkeit.
anders wahrgenommen als die zeit, die vergeht, wenn wir tatsächlich schlafen. keine ahnung, warum das so ist.
das ominöse "man"... vielleicht der versuch des lyrIch (in diesem falle also mir selbst) von sich zu schieben, dass das eigene leben vertrauensvoll in fremde hände gelegt wurde (werden musste). kontrollabgabe pur.
das "man" als ein distanz-erzeugen im entpersonalisieren... nur eine vermutung. manchmal schreibe ich und wenn ich es danach lese, verrät es mir mehr über mich und meine empfindungen, als mir beim schreiben bewusst war.
da ich ansatzweise in logotherapie ausgebildet bin, hat das wort, das wir sprechen und schreiben für mich stets noch ein erweitertes spektrum an aussagekraft. und manchmal kann ich eben sogar zwischen meinen eigenen zeilen etwas über mich lesen, das ich sonst nicht in mir gehört hätte...
ich hoffe, mein erklärungsversuch hat mehr geklärt als verkompliziert.
lieber gruß euch beiden,
fee