Hallo, larin,
wie immer bei dir, ist es inhaltlich sehr schön.
Auch hier in Stuttgart beginnt es, nachts kalt zu werden. Als ich heute morgen aus dem Wohnzimmerfenster hinaussah, waren Wiese und Hecken hinter dem Haus mit Raureif überzogen und die umliegenden Häuser waren im Morgennebel nur schwach zu erkennen.
Der Sommer hat endgültig seinen "Abschied" genommen - bis zum nächsten Jahr. Jetzt fallen die Blätter endgültig und einige Bäume sind schon fast kahl. Das "Sich-nach-innen-Wenden" des Lebens, wie es im Gedicht geschildert wird, kann eine melancholische Stimmung erzeugen. Allerdings bedeutet es nur einen "zeitweiligen" Rückzug, die "Lebenskraft" wird, beispielsweise von Bäumen, in Stamm und Wurzeln "gespeichert", um dort auf den nächsten Frühling zu warten. Das Leben vergeht nicht, es ruht sich nur aus und sammelt einen "Kräftevorrat".
Hier bei mir sind es Raben und ein Schwarm Spatzen, die das nicht "stört". So, wie es am Mittag "tropft" und taut, wird es auch im kommenden Frühjahr sein. Vor dem Frühling liegt noch der Winter, dann wird es erst wirklich "leise". Aber, wer möchte, kann auch in Herbst und sogar im Winter das "Echo" des Sommers hören ...
"Raureifsilberbecher" gefällt mir auch sehr gut, ebenso wie "Nebelmilch", "Rosenbunt" und "Rosenwunde". Ich schätze die Kreativität, die ich in den immer wieder gelungenen "Wortschöpfungen" in deinen Werken finden kann.
Ja, und ich kann's wieder mal nicht lassen: Chavali hat recht, es ist eine schöne Melodie - mit der ich eher einen
Frühling beschrieben hätte ...
Der vierhebige Trochäus ist, wie soll ich sagen, ein Versmaß, das sehr "lebhaft", je nach Inhalt "flott und munter" daher kommt, und ich lese unwillkürlich recht "schnell". Das ist nur einfach irgendwie von mir nicht in "Einklang" mit dem traurig-melancholischen Inhalt zu bringen. Dazu tragen auch die alternierenden Kadenzen noch ihren Teil bei.
Das ist jetzt keine Kritik, aber ich denke, ich möchte es anmerken, vielleicht war es Absicht? Soll es eine "Aufforderung" sein, sich von der Melancholie nicht "überwältigen" zu lassen? (Übrigens: Dass du jede Strophe in sich "enden" lässt und auf Enjambements verzichtet hast, ist eine gute Wahl; sonst wäre es noch "flotter" geworden.)
Das Reimschema passt allerdings wieder wunderbar zur Thematik. In Strophe 1 symbolisiert der Kreuzreim den "Wechsel", den "Übergang" - dargestellt durch Raufreif/Nacht, Sonne/Nebel; dann stellt der umarmende Reim in Strophe 2 den "Rückzug nach Innen" dar; und in Strophe 3 ebenso - nur dass dort die Erinnerung "umarmt" wird. Ein Kehrreim verbindet Strophe 1 und 2. Das ist sehr gut gemacht:
ababc; deedc; fgffg.
Sehr gerne gelesen und kommentiert.
Liebe Grüße
Stimme