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Alt 13.06.2014, 19:38   #9
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Narvik!

Ein sprachlich höchst gelungenes Elaborat aus deiner würdigen Feder! Was sofort auffällt sind die gleichmäßig wechselnden Zeilenängen: Heberzahl in den Strophen 5-4-5-4.

Die "zu kurzen" Zeilen unterstreichen kongenial die durch den gegangenen Menschen entstandene Lücke - man hat während des Lesens, auch wenn an diesem Rhythmus ja nichts falsch ist, doch immer den Eindruck einer Leere, vor allem wenn ein Satz am Ende einer vierhebigen Zeile endet.
Das fehlende Element - die letzten Heber in den Zeilen 2 und 4 - wühlt zwar die Sprachmelodie auf, aber auch das korreliert wunderbar mit dem emotionalen Ungleichgewicht des LyrIch.
Kurz: Auch wenn ich persönlich kein allzu großer Freund solcher Wechsel der Hebungszahlen bin - hier passt es und wirkt mit an einem wunderbar eindringlichen Bild erst verzweifelter, dann stiller Trauer, die endlich in ein gelöstes Sichabfinden mündet. Kein Vergessen wohlgemerkt: Ein würdiges Im-Herzen-Tragen des geliebten Wesens, in einem Herzen, das nicht zerfressen ist von Gram, sondern erfüllt von liebendem Angedenken, in dem es - gestärkt von den Erinnerungen an das Gemeinsame - aufgeht und Kraft findet für den neuen Lebensabschnitt.

Sehr gelungen! Sehr gern gelesen!

LG, eKy
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