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Alt 29.01.2017, 16:16   #9
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Plotzn!

Auf die Gastheorie sei herzhaft gefurzt!

Allerdings verstehe ich auch hier diese schizophren anmutende Trennung nicht: Auf der einen Seite das klare Bewusstsein, auf der anderen die "Psyche" (was genau beinhaltet das?) und die Emotionen - so als sollten Gefühle besser von Bewusstsein gestrennt bleiben!

Wir sind eine Einheit - ein Bewusstsein mit Persönlichkeit und Gefühlen auf der Basis elektrochemischer Prozesse in einem evolutionär entstandenen höheren Funktionsmodell der Materie!
Warum zum Geier tun wir immer so, als wären Teile davon irgendwie abgekoppelt - und nennen das dann wenig spezifizierend unsere "Seele"?! Oder subsummieren unter diesem Begriff eine Art lebenslangen "Arbeitsspeicher", in den wir mit dem Tode quasi irgendwie übersiedeln?
Wer mal etwas intensiver darüber nachsinnt, wird sich der Skurrilität solcher Denkmodelle irgendwann bewusst und muss einsehen: Sie dienen nur dazu, sich nicht und niemals der Unausweichlichkeit der eigenen Endlichkeit stellen zu müssen!
Wer glaubt, dass er - oder eine Art abstruser "Wesenskern" - in Ewigkeit existieren (welchen Sinn sollte die Erschaffung des Menschen durch einen Gott ja auch sonst haben als die "Reifung" dieser Seele durch diverse Seinsstadien, nicht wahr?), lebt angstbefreit und kann sich besser verwirklichen, so der Grundgedanke.
Da ich aber weiß, dass ich mit dem Tode ende, bin ich ebenso angstbefreit! Die Akzeptanz dieses Gedankens ist genauso erlösend - und man lebt leichter mit der Erkenntnis, dass am Ende nichts wirklich Bedeutung oder Dauer hat!
Betrachtet man das Universum, bestätigt sich diese Sichtweise: Nicht einmal ein Jahrzehntausende währendes Leben würde in der Entropie aller Energieformen (wozu auch die Materie zählt) irgendwelche erkennbaren Spuren hinterlassen und irgendetwas am Gang der Dinge ändern. Das Bewusstsein der meisten Menschen, abgelenkt durch die Nähe der Alltäglichkeiten, greift nur nicht so weit. Sie erkennen nur kurzfristige Ursache und Wirkung und messen dem alle nur erdenkliche Bedeutung bei. Dabei braucht man nur an die endlosen Gräberfelder der Weltkriege zu denken - wer kennt nach dem Erlöschen der Familienlinien noch ihre Namen? Heute, 70 Jahre danach, kennt man die Namen der Täter noch, die Namen einiger Generäle vielleicht noch dazu. Was wird mit dem Verstreichen der Zeit in Jahrtausenden davon übrig sein? Sagen und Legenden in der Art von Nibelungenlied oder eine Heilslegende für einen neuen Gott! Und irgendwann: Vergessen, so wie tausende alter Götter davor, die einst fanatisch angebetet wurden, für die man tötete oder sich opferte - und letztlich wofür?
Im größeren Rahmen spielt es keine Rolle. Dieser Einsicht kann sich der Mensch, solang er ungebildet ist, vielleicht noch eine Weile verweigern, aber mit zunehmendem Intellekt und steigendem Bildungsniveau wird irgendwann der Punkt kommen, an dem die Menschheit keine Vaterfiguren und geistigen Führer mehr nötig hat! Dann wird irgendwann vielleicht auch das Ende der eigenen Existenz zu einer erträglichen Aussicht.
Bis dahin bleibt der alte Teufelskreis bestehen: Die Dummen haben Angst - und Angst macht dumm.

LG, eKy
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