Thema: Im Traumawald
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Alt 15.02.2009, 08:40   #10
Linde
Gast
 
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Standard Lieber...

...Herr norbert.
Ich würdige Ihre stoische Gelassenheit und verhaltene Reaktion auf eine recht
"machtvolle" Kritik.
Keineswegs will ich, wie ich mir gestern im Nachhinein dachte, Aufstrebende,
Übende, oder begeistert Liebende der Lyrik, durch meine "Übermacht" negieren
oder übervorteilen. Inwieweit meine Prädikate denn treffen mögen, und inwieweit
diese Übervorteilung tatsächlich stattfindet, kann ich nicht wissen.

Meine Situation ist die, dass ich im Prinzip endlos inspiriert werden könnte.
Ich verfalle dann in eine Art von Wahn, einen Schreibrausch, und verlustiere mich
an meiner eigenen Wortgewandtheit.
Dann kommt mir kleinere Übervorteilung bzw Hass entgegen, was mich arrogant macht,
und dann komme ich an den Punkt, meine Ambitionen verteidigen zu wollen gegen
sogenannte "Niedere" oder "Unwürdige" oder schlicht "Nichtige" in meinem Geiste.
Diese Tiraden bin ich nicht länger bereit, hinzunehmen, und lasse damit alle meine
zweifelhaften Ambitionen fallen.
Mögen die Dichter schöne Gedichte verfassen !

Warum ich das sagte ? nun, als Erklärung, weswegen ich nicht weitermachen kann hier,
Ihnen zur Ehre, und aus einem weiteren Grunde.

Jedes Mal, wenn ich mich für gut erachte, und Andere für schlechter, und ich dann wieder denke,
wie unmassvoll ich vielleicht kritisierte, muss ich mir Eines denken.
Worum geht es denn ?
Woran müssen wir uns messen lassen ?

Um gute Gedichte. An guten Gedichten. Wenn ich also Dichter wie dich, norbert,
kritisiere, dann sehe ich ganz einfach, was noch zu einem guten Gedicht fehlt.
Viele "Niedere" denken, das Ihrige sei schon fabelhaft, und vielleicht bin auch
ich, tatsächlich, Einer der falsch über seine Gedichte denkt, mag sein.

Aber wir schreiben Gedichte. Ein mittelmässiges sogenanntes Gedicht ist in
meinen Augen KEIN Gedicht.
Hm. Das war ein Gedicht. So ist die Übung.
Hm. Das war vollendet. So ist die Übung.

Wers erreicht hat, besser zu schreiben als gut, der hat gerade so ein Gedicht geschrieben.
Wers erreicht hat, besser zu schreiben als besser, der ist ein Dichter.
Darum glaube ich von mir, ich seis, und darum fallen meine Kritiken oftmals nachteilig aus
für den Kritisierten.
Denn ich kritisiere nicht anhand SEINER Vorstellung davon, was Dichter, was Mensch ist,
sondern anhand der VOLLENDUNG, was Dichtung ist und was Lebendigkeit.
Dieses Unmass der Betrachtung mag wohl dazu führen, dass ich überbordender Wahnsinniger
zu sehr und zu rasch und zu direkt und zu hart über alle Ziele hinausschiesse,
und Andere dadurch übervorteile.
[Darum will ich von nun ab zurücktreten von meinen Ambitionen]



Ich wollte mit jenem "Hiroshima" darauf hinaus, dass ich die menschliche Haltung
für nichtig erachte zu denken, Naturverbundenheit oder das Paradies auf Erden
sei verbunden mit Kriegstänzen ums Feuer und der Rückkehr zur Wildheit.
Zu denken, Nackthäutigkeit oder Intelligenz sei widernatürlich oder eine Atombombe.
Ich aber sage dir, es gibt Nichts, das nicht Natur ist, nur das Sterbende selbst
ist die Widernatur, und das ist nur das Wesen selbst.

Wenn wir unsere Kinder um fünf Uhr Früh herausjagen, dass sie eine Moral unserer
Gesellschaft erlernen, dass sie einen Tagesablauf haben und lernen, hier zu überleben,
als Individuum, als hart leistende Gesellschaft, dann hat das mit durchaus natürlich
geborener Intelligenz zu tun, Alles zu tun was nötig ist, um sich den Vorteil zu bewahren.
Ich persönlich halte Katzen nicht für natürlicher als mich.
Ich halte mich für näher an Gott als Katzen. Daher sind sie zwar auch natürlich,
aber nur Tiere [ich respektiere ihren neugeborenen göttlichen Geist, aber er hat noch Grenzen].

Hättest du allerdings geschrieben, für welche Agonie und welchen Krieg wir
keineswegs widernatürliche Intelligenz missbrauchen, ich könnte dir beipflichten.
Und ob es DANN noch natürliche und vor Allem Intelligenz wäre.

Siehst du. Ich arbeite keineswegs metrisch perfekt. Das einzige Kriterium das
ich an meine Gedichte habe ist, dass der
zugrundeliegende Gedanke gut genug geschrieben wurde, in einem flüssigen
und raschfliessenden Gedicht mit schönen und sauberen Reimen
gut rüberkommt in einem absolut bereinigten und stilisierten "Einfach-Gedicht".

Naja. Mich stört bei anderen Autoren zumeist, dass ich gnadenlos besser bin als sie.
Du kannst kein Gedicht und keine Prosa lesen, wenn du alle zwei Sekunden an
einer Wortstellung herummäkeln musst oder an einem zu bieder geführten Gedanken,
dessen Gedanklichkeit falsch oder schlicht inkorrekt ist.
Wie die "Niederen" die Höhe negieren aus Unvermögen, lese ich ungerne
Machwerke der "Niederen", weils mir einfach allzu sehr auffällt.
[Ich lese sehr selten und bin zumeist enttäuscht über sogenannte "Bestseller",
das mag in der unglaublichen Masse der "menschlich Niederen" ansonsten nicht auffallen]

Darum muss ich mich nun wieder auf mich konzentrieren, um hochwertige Kunst
schreiben zu können. Dies Alles ist ein Denken über Strukturen, das mich ermüdet.

Schreibe wohl !
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