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Alt 06.01.2014, 19:49   #9
Schamansky
Furzeulenlyriker
 
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Kant persönlich ist für die kalckreuthsche Tragödie sicherlich kein Vorwurf zu machen, da mag ich mich durchaus etwas vergaloppiert haben. Mir persönlich sagt seine Pflichtethik nicht zu, ich tendiere zum Utilitarismus. Wichtig ist nicht so sehr, was einer dabei denkt, sondern was am Ende dabei herauskommt. Womit ich nicht abstreiten will, daß ersteres das letztere sehr beeinflussen kann.

Zudem bin ich zu liberal (im ursprünglichen Sinne, den Neoliberalismus lehne ich als komplett verfehlt ab!), um irgendeine Form staatsbürgerlicher Pflichten über Rechte und Freiheit des Individuums zu stellen. Der Staat ist für die Menschen da, nicht umgekehrt. Erst der Mensch, dann der Staat. Im preußischblauen Ameisenhaufen sah man es anders. Pflichterfüllung bis in den Tod. Dulce et decorum est und der ganze Senf.

Ich spekuliere einmal, daß dieses falsche preußische Pflichtbewußtsein einer der Faktoren war, die den jungen Kalckreuth in den Suizid trieben. Und wie ihm beim Kommiß seitens seiner körperlich tüchtigeren Kameraden mitgespielt wurde, darüber kann man auch nur spekulieren. Das Militär war noch nie der richtige Ort für sensible Charaktere, und das hat sich, wie ich meine, bis heute nicht geändert, soweit ich das als Kriegsdienstverweigerer von außen beurteilen kann.
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