Thema: Toter Soldat
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Alt 13.05.2010, 22:07   #10
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Mike,

Typischer Falderwald-Style?

Jetzt wo du es sagst, ja, stimmt.
Ich schreibe oft im Kreuzreim, fünfhebigen Jambus und fünfstrophig.
Das ist mir selbst noch gar nicht so aufgefallen...

Diese Diskussion um "stehen" und "liegen" hatte ich schon im Vorfeld der Veröffentlichung mit Dana.
Ich habe mich für "stehen" entschieden, denn für den "letzten Gang" liegt man nicht bereit. Außerdem steht ein Körper und ein Sarg bereit.
Vielleicht kannst du das nachvollziehen, weil du auch das Spalierstehen erwähntest.

Es war tatsächlich ein Kirchensaal, weil die Trauerfeier am 09.04.2010 in der St. Lamberti Kirche in Selsingen stattfand.

Wenn ich mich in einer Trauergemeinde aufhalte, dann empfinde ich das immer als ein dumpfes Gefühl.
Es umgibt mich fast körperlich, lässt mich alles wie durch einen Vorhang aus Watte empfinden. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, denn es ist wohl sehr subjektiv.

Wenn ich am Sonntag Morgen auf dem Balkon sitze und die Ratzeburger Domglocken höre, empfinde ich das nicht als dumpf.
Es kommt auf die Situation an.
Ziemlich subjektiv eben.

Der Begriff "Held" ist heutzutage ja kaum noch gebräuchlich.
Die Definition des Begriffes ist auch unterschiedlich, denn die Merkmale eines Helden sind verschieden.
Seine Fähigkeiten können auch geistiger Natur sein, z. B. Mut, Aufopferungsbereitschaft, Einsatzbereitschaft für Ideale oder Mitmenschen.
Und genau das sind ja die Eigenschaften, mit der die Gefallenen offiziell durch die Kanzlerin und den Verteidigungsminister geehrt wurden.

Genau diese haben den toten Soldaten zum Helden erklärt und somit repräsentieren sie auch den Staat, der sie zwar in den Krieg schickt, sie aber nicht wirklich schützen kann.
Hinterher kann man sie zu Helden machen, nicht wahr?

Wäre damit der Zusammenhang jetzt deutlicher?

Die Zeile "so redeten es sie dir ein" war auch ein Diskussionspunkt zwischen Dana und mir.
Man könnte es noch drehen (so redeten sie es dir ein), was aber auch nicht wirklich etwas an der Betonung ändert.

Ich weiß, daß diese Stelle ein wenig unharmonisch klingt, es ist jedoch im Deutschen so, daß es im Zweifelsfalle keine drei unbetonten Silben hintereinander gibt.
Bei drei aufeinanderfolgenden unbetonten Silben hast du in der Mitte dann immer eine leichte Betonung.

Ich finde, es geht so.

So redeten es sie dir ein

xXxXxXxX

Normalerweise achte ich auch auf eine wesentlich klarere metrische Betonung.


Fazit:

Du hast genau die beiden Punkte berührt, die schon zu Diskussionen zwischen Dana und mir geführt haben.

Deshalb war ich vorbereitet...

Ich wollte hier nicht unbedingt direkter werden, denn Schuldzuweisungen sind immer schwierig.
Wer trägt die Verantwortung dafür?
Der deutsche Bundestag beschloss Ende 2001 auf Antrag von Bundeskanzler Schröder und seiner rot-grünen Regierungen sich an diesem Einsatz zu beteiligen.
Die jetzige Regierung beharrt auf diesen Einsatz, obwohl die Mehrheit der Deutschen ihn nach beinahe neun Jahren Krieg ablehnt.

Ich schrieb schon, daß ich froh bin, nicht darüber entscheiden zu müssen.
Und diejenigen, die das in der Hand haben/hatten, müssen dies vor ihrem eigenen Gewissen verantworten.

Es fiele mir nicht leicht, wenn ich damit leben müsste, daß meine Stimme dazu beitrug, daß bisher 43 deutsche Soldaten, Menschen, ihr Leben lassen mussten.

Den Schuh muss sich jeder Verantwortliche selbst anziehen.


Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und die Auseinandersetzung mit diesem Gedicht...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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