Thema: Gottes Spuren
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Alt 17.09.2014, 20:19   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin wüstenvogel,

das ist natürlich ein Thema, das auch mich regelmäßig auf den Plan ruft.

Natürlich habe ich mir auch meine Gedanken über "Gott" gemacht und das nicht nur einmal, denn in vielen Schriften und noch viel mehr Reden der Menschen begegnet mir dieser Begriff ja immer wieder.

Religionen, da sind auch wir uns einig, braucht es nicht, denn diese sind lediglich Glaubensvorschriften, deren Auslegungen schon zu vielen Konflikten unter den Menschen geführt haben.

Wobei wir eigentlich schon beim Glauben angekommen wären, der ja etwas ganz Persönliches ist, also in jedem menschlichen Individuum anders aussieht.
Immer dann, wenn eine Religion es schafft, diesen Glauben bei einem Menschen in eine bestimmte Richtung zu lenken, ist sein Glaube manipuliert und nicht mehr individuell, er wird uniformiert und bekommt Regeln.

Aber auch wer sich diesen Religionen nicht anschließt oder sie verwirft, wurde doch in seinem Glauben von diesen inspiriert, denn nur dort kann der Begriff "Gott" oder "Götter" herstammen.
Es ist also prinzipiell keine eigene Erkenntnis, die ein Mensch sich aneignet, er kommt eben nicht aus eigener Erfahrung darauf, sondern wird durch den Kontakt zu anderen Menschen erst dementsprechend "aufgeklärt", sein Glaube beruht nicht auf eigenen Gedanken, sondern besitzt als Basis etwas "Angenommenes" und zwar in doppelter Bedeutung.

Wie er das dann für sich persönlich weiter entwickelt, ist dann individuell verschieden.

Ich will und kann (d)einen Glauben an eine höhere Macht gar nicht widerlegen, denn wenn dies dein Glaube ist, dann ist dies eine Tatsache und zwar dein Glaube für dich und, dass du ihn hast, für mich.
Wenn du an etwas glaubst, dann vertraust du auf seine Existenz und da es dafür keine Beweise braucht, wird dies auch niemand widerlegen können.

Und alle Beweise dafür, die irgendwelche Dinge erklären sollen und für das Wirken einer höheren Macht sprechen, sind in Wirklichkeit nur Scheinbeweise, denn sie wären lediglich eine einzige Möglichkeit unter unendlich vielen angenommenen anderen.
Natürlich kann man diese Möglichkeit nicht ausschließen, aber wie wahrscheinlich ist es, dass ausgerechnet diese eine Möglichkeit zutreffen sollte?

Nun neigt der Mensch natürlich dazu, die Dinge in sein Weltbild einzupassen, denn er versucht die Welt ja so gut wie möglich zu verstehen.

Zitat:
ich "glaube" nicht, dass die Liebe auf rein biochemische Faktoren, gepaart mit persönlicher Sympathie, zurückzuführen ist.
Ebensowenig "glaube" ich, dass das Leben auf diesem Planeten eine Folge unwahrscheinlicher Zufälle ist.
Dabei entstehen Bilder, die einen Glauben erklären, indem sie etwas Konkretes anderes nicht für möglich halten, ohne zu sagen, warum das nicht so kein kann.

Natürlich kann man Liebe nicht auf die hier angegebenen Eigenschaften reduzieren, denn der Wille zur Liebe gehört ja auch noch dazu, aber die genannten Faktoren spielen dabei schon eine gewaltige Rolle, denn niemand würde sich auf die Dauer mit einem Menschen umgeben, dessen individuellen Geruch er z. B. nicht leiden mag oder ihn gar abstößt, wohingegen ein anderer damit gut leben könnte.
Aber warum sollte einem Gefühl etwas Göttliches anhaften?

Auch ist es unerheblich, ob das Leben seine Existenz auf diesem Planeten einer Verkettung von unwahrscheinlichen Zufällen verdankt.

Es ist nun mal eine unumstößliche Tatsache, dass das Leben in genau dieser Form auf der Erde entstand, weil es die passenden Bedingungen dafür vorfand.

Auf den uns bisher bekannten Himmelskörpern, wäre das Leben, so wie wir es kennen, gar nicht möglich.
Doch hier kommt die Wahrscheinlichkeit ins Spiel.
Es gibt so viele Galaxien mit noch viel mehr Sternen in diesem Universum, dass die Möglichkeit der Existenz noch vieler anderer Planeten mit erdähnlichen Bedingungen sehr hoch ist, so dass diese unwahrscheinlichen Zufälle in Wirklichkeit gar nicht so unwahrscheinlich sind, wie wir uns das im Allgemeinen so vorstellen.
Fakt ist, Wasserstoff ist das häufigst vorkommende Element im Universum und auch das ürsprüngliche.
Es ist überall vorhanden, vor allem aber in Sternsystemen und großen Wolken.

Im ganzen uns bekannten Universum lassen sich die gleichen physikalischen Abläufe beobachten.
Sterne, die unserem Sonnentyp ensprechen, sind nicht selten, die Wahrscheinlichkeit, dass sie Planeten besitzen, ist ebenfalls sehr hoch, Welten mit Sauerstoffatmosphäre und Wasser im flüssigen Zustand sind eine sehr wahrscheinliche Folge, so dass daran keine irgendwie unwahrscheinlich gearteten Zufälle am Werk sind, sondern die Natur, mit den ihr eigenen Gesetzen.

Die Frage zu stellen, "warum es so ist", stellt sich für die Ratio eigentlich gar nicht, denn es ist so, wie es ist, denn wenn es nicht so wäre, wäre es auch nicht.

Im Gegensatz zum Glauben stellt die Wissenschaft eben deshalb auch nicht die Frage nach dem Warum, sondern sie fragt nach dem "wie es ist."

Und das ist etwas, was alle Menschen mit ein wenig Verstand begreifen können, denn es ist rationell und beobachtbar.
Kein wissenschaftliches Faktum, das bis heute Bestand hat, wurde widerlegt, denn es ist beweisbar, d. h. es lässt sich nachvollziehen, messen, wiederholen, man kann es anwenden und es funktioniert.

Freilich kann die wissenschaft nicht alles erklären und genauso wenig behauptet sie, alles zu wissen, aber sie entschlüsselt Stück für Stück die Vorgänge innerhalb der Natur.
Was dabei herauskommt ist Wissen. Nachvollziehbares und nachprüfbares Wissen, es schafft Fakten und ist greifbar.

Das ist die reale Welt.

Die Welt des Glaubens und der Religiosität aber befindet sich ausschließlich in den Gedanken und Vorstellungen des Individuums und ist somit rein subjektiv vorhanden.
Sie ist verschwommen, diffus, nicht klar erkennbar, und somit auch nicht greifbar, sie schafft keine Fakten, denn sie verliert sich in unbeweisbaren Spekulationen.

Das ist die irreale Welt.

Leider leben wir alle in der gleichen realen Welt, in der ganz viele kleine und individuelle Parallelwelten aufeinander treffen.

Und wäre ich ein allmächtiger Gott, so würde meine Fantasie eine viel schönere Welt erschaffen und nicht so einen kümmerlichen Dreckhaufen, wo sich alles Leben nur durch die Aufnahme der Lebensenergie anderer Lebewesen erhalten kann.

Ich finde, diese (Lebens)welt wäre eine kümmerliche Leistung für ein allwissendes, allmächtiges, gütiges und höheres Bewusstsein, das seine Kreaturen liebt.

Diese Vorstellung mag mir nicht behagen und so lasse ich das lieber mit dem Glauben und halte mich an die gerechte und unbestechliche Natur.


Gerne gelesen und ausschweifend kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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