Thema: Ausweg
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Alt 29.11.2015, 12:05   #4
Bodo Neumann
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Liebe Lailany,

es ist dir meiner Meinung nach außerordentlich gut gelungen, den (wie ich beim Arbeiten an dieser Form feststellen musste) drohenden Leierrhythmus (wohl aufgrund des gehäuften Reimes) erfolgreich zu unterdrücken.

Zum einen scheint das über die Enjambements zu gelingen (besonders das von S5 auf S6, aber auch das von S6 auf S7 erscheinen mir essentiell), zum anderen zwingt deine äußerst bildhafte Sprache den Leser zum langsamen, betonten Lesen, was dem "Leiern" angenehm entgegenwirkt. Meine Highlight: die kahle Wand entlangzuschweigen, die Endlichkeit von den Schultern streifen, beim Moll der Schlussakkorde ins bodenlose Schwarz hinabzusteigen.

Vor allem die letzten beiden Verse bilden eine schöne Einheit von Inhalt und Form, weil das Ding mit dem Schlussakkord im bodenlosen Schwarz dann auch wirklich endet. Mir geht es so, dass ich dabei unwillkürlich Beethoven im Kopf habe. Und hier bei deinem Text speziell den zweiten Satz der 7. Sinfonie. Der ist so unendlich traurig, dass ich ihn wählen würde, um ins Wasser zu steigen. (Das Ende des ersten Satzes seiner 5. Sinfonie dagegen lässt eigentlich nur einen extrem blutigen Selbstmord in Kombination mit einem Amoklauf zu )

Einzig bei den "ausgedingten Träumen" bin ich mehrfach hängengeblieben. Zunächst ist mir dieser Ausdruck nicht so geläufig, und wenn, dann vielleicht eher als "ausgedung'nen Träumen", oder verstehe ich falsch?

Ansonsten: Daumen hoch - habe jetzt noch Gänsehaut...

lg Bodo
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