Thema: Im Wald
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Alt 10.05.2012, 11:26   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Charly!

Sprachlich wunderschöne Phrasen und Bilder, indes, ich stolpere eingangs Str. 2 über den brutalen Metrikwechsel. Plötzlich unvermittelt längere Zeilen, anderer Rhythmus. Ich schrumpfe das Gedicht mal gesund, dann merkst du, was ich meine.


Im Wald


Ein wohliges Versinken
nimmt mich in seinen Schoß,
als könnt ich Ruhe trinken,
mich weiten, uferlos.

Ein Schweigen zwischen Bäumen,
in Kühle balsamiert,
das nur die Himmel säumen
von Vogellaut verziert.

Der Stille Nymphen leiten
die Reise durch den Grund,
ein Nach-Erlösung-Schreiten
mit Glanz im Augenrund.

Beinahe schon verloren
kommt langsam, Stück für Stück,
mein Sein, wie neugeboren,
an diesen Ort zurück.

So hat das Gedicht einen durchgängigen Rhythmus und liest sich flüssig und klar - zumindest nach meinem Geschmack.
Am Ende von S2 müsste übrigens ein Punkt stehen, kein Komma.
Die Conclusio habe ich leicht variiert, um die Beinahewortwiederholung "Sein - seinen" zu vermeiden, die mich da lyrisch etwas störte. Ich hoffe, es passt so in deine Aussage.

Ein wunderschönes Gedicht voller Tiefe und Naturverbundenheit!
Sehr gern gelesen und hoffentlich bereichert.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (10.05.2012 um 11:29 Uhr)
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