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Alt 24.05.2009, 16:04   #4
fee
asphaltwaldwesen
 
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g´schamster diener, seeräuber-jenny,


freut mich, wenn die exotik des wienerischen und das morbide dir gefallen haben.
beides gehört ja zu wien so wie die weißwurst zu den bayern.... oder so...

tatsächlich kann man sich in wien am zentralfriedhof eine nacht-bestattung bestellen. mitsamt schwarzem trauerzug und kutsche. stilvoll morbid, oder?

die wiener wissen halt, was sich g´ hört...


ich nehme an, das weanarische hat auf die deutsch-deutschen eine ähnliche anziehungskraft wie auf mich das hessische, kölsch oder platt so bezaubernd anziehend exotisch wirken. jedenfalls freut es mich sehr, wenn es gut ankommt und auch verstanden wird. ich steig nämlich bei platt oder kölsch und dem allen total aus. keine chance. insofern: hut ab!


liebe medusa,

bitte nicht zuviel bewundern, sonst werd ich richtig rot... aber freuen tuts mich natürlich schon.

das a mit kringerl spricht sich aus wie das o in "loch", nur ein bisserl breiter in richtung a halt. ich geb, wenn ich´ s schaff, eine übersetzung dazu, ja? dauert aber noch ein bissl.


lieber gruß einstweilen,


fee



PS: dazueditierte übersetzung (leider ungereimt, das hab ich nicht auch noch hingekriegt)

Zitat:
„es lewe der zentralfriedhof“ es lebe der zentralfriedhof,
heast, das i ned laud låch. hah, dass ich nicht laut lache!
seid hundert joah ziag i an schnof seit hundert jahren schon schau ich verdrießlich drein
und tråg a schweres joch. und leide gar bitterlich.

ois büstn haums mi aufgstöht då, als büste hat man mich hier aufgestellt
gaunz ohne fiaß und händ, völlig ohne füße und hände,
ois war aun tode prominenz als wäre an verstorbene prominenz
jeds gliedmåßerl vaschwendt. ein jedes gliedmaß verschwendet.

's håd kana üwalegt, das mia keiner hat sich überlegt, dass wir
hier jede nåcht de brauchn. die hier jede nacht brauchen.
und weu ma tod san, kenan ma und da wir verstorben sind, können wir
uns a nix mea vastauchn. uns auch nichts mehr verstauchen.

doch wie kumm i von a nåch b, doch wie gelange ich von a nach b,
von meinem gråb zur erna? von meinem grab zur Erna?
das i a gspusi dådan håb Dass ich eine Liebschaft hier pflege,
gebührt se fir an weana! gehört sich für einen echten Wiener!

a jeds moi, wauns då zwöfe schlågt, jedes mal, wenn's zwölf uhr schlägt,
då ruck i umanaund, da rücke ich herum,
vazweufld, hüflos, oiso trågd verzweifelt, hilflos, deshalb trägt
da wind, wi 'r a's hoid kaun der wind, wie es ihm grade möglich ist,

mei bussl zu da erna durt meinen kuss zu Erna, dort
in ihre stanagruft, in ihrer steinernen Gruft,
wo's liegt und auf mi woatn duat, wo sie liegt und meiner harrt,
waun zwöf de turmuhr ruft. wenn zwölf die turmuhr ruft.

wir keman woi nie zuranaund, wir werden wohl nie zueinander gelangen,
es bleibt a amour fuh. es bleibt eine amour fou
de bledn pompfüneberer die dummen leichenbestatter
de någln d' särg jå zu. nageln nämlich die särge zu.
__________________
"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan

Geändert von fee (24.05.2009 um 16:19 Uhr)
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