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Alt 28.01.2013, 16:21   #8
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asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
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Zitat:
...denn nur die lyrisch schönen Verse bleiben
geflügelt, so wie du, mein Pegasos.

Du weißt, mein Edler, aktueller Schein
vermengt mit individuellem Mist
wird morgen schon der Schnee von gestern sein.

Und kläfft ein Köter wie ein Moralist,
erschrick nicht, lieber Freund, der tut nichts, nein,
weil solch ein Dichter nur ein Maulheld ist.
Na, recht viel dichter kann man eine solche Menge Essentielles über Dichtung nicht mehr transportieren. Und vor allem nicht dynamischer. Sprachlich finde ich das hier höchst, höchst gelungen, weil es sich so "entwickelt" und einen mitnimmt im Tempo und in der Sprachmelodie!

Die direkte Sprache so herrlich natürlich und eingebettet in ein gereimtes Gedicht zu verpacken, muss man erst mal hinbekommen!!!! Das imponiert mir gewaltig.

Und zur Botschaft ist alles, was auch mir am Herzen läge, schon gesagt worden. Da brauch ich mich den Vorschreibern nur noch (bequem) anzuschließen!

Selbstironie wird - hab ich jedenfalls so gehäuft beobachtet - meist nur von denen beim Lesen erkannt, die zu solcher fähig sind. Tja.
Mir gefällt sie ausgezeichnet, denn sie ist Zeichen für Vorhandensein einer Intelligenz, die zu übergreifender Reflexion fähig ist. Am schönsten finde ich aber, dass man die "feinen Spitzen" deines Werkes hier als solche auch überlesen kann...

Ein gelungenes Gedicht in meinen Augen - vor allem, weil es eine persönliche Aussage trifft, dabei aber nicht persönlich wird und dennoch dem Leser ein Buffet an "Treffermöglichkeiten" bietet, von dem man sich nach Gusto bedienen kann. Toll!

Lieber Gruß,

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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan
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