Thema: Aussicht
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Alt 11.02.2019, 12:25   #3
AAAAAZ
Wortgespielin
 
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Hi waterwoman,

die Wahl meiner Lyrik- Kategorie zu begründen, ist hier gar nicht so einfach. Eigentlich will es mir um Stimmungen gehen, um Bewertungen und das damit verbundene Wohl- bzw. Unwohlgefühl. Das Düstere für mich sind die Zwänge, denen wir uns unterwerfen, sogar in unserer Freizeit.
Der eine starrt nach draußen, der andere wirft einen flüchtigen Blick nach innen. Viele verharren in einer vermeintlichen Wohlfühlposition - sitzend oder laufend. Das eigentlich Tragische ist die Anhaftung an Seinszustände und Erwartungen. Menschen meinen oft, genau dort an diesem Ort in ihrem Kaffee rühren zu müssen, oder ihren wichtigen Dingen hinterherlaufen zu müssen. Und dann werden sie u.U. unzufrieden, wenn sie z.B. nicht reisen, oder nicht rechtzeitig auf ihre Entspannungsliege oder zu ihrem Fensterplatz kommen. Dabei ist alles Nahrungsaufnahme, Verbrennung, Verdauung und Ausscheidung. Einer Niere, Galle, Leber oder Milz ist der empfundene Seinszustand völlig egal. Zwischen Dichten, Einkaufen, Sport, Meditation, Urlaub, Stau, Arbeit oder Freizeit wird organisch nicht unterschieden. Die Organe passen sich lediglich den Notwendigkeiten an. Die hochgradige Zufriedenheit im berauschten Glückszustand wäre gehirntechnisch somit jederzeit und überall machbar. Einem gesunden Hirn gefällt Abwechselung sogar und das Herz rast mitunter munter mit, wenn es über das vermeintliche hausgemachte Unglück nicht gerade krank geworden ist. Der letzte Satz des Gedichtes versucht es mit dem Wort "müssen" nochmal auf den Punkt zu bringen. Der eigentliche Sinn dahinter scheint uns oft nebensächlich zu sein.
danke für deine Nachfrage, AZ
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