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Alt 27.03.2009, 09:48   #1
Nevis
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Standard Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!

Absender:

Eberhard Völker
Verwaltungsabteilungsleiter bei der städtischen Stadt
Karlsruhe


An
Herrn
Karl Marx
Weltrevolutionär und Philosoph
z. Zt. Hotel "Wilder Mann"
Karlsruhe

Sehr geehrter Herr Marx,

Darf ich Ihnen mein Befremden über den lautstarken Gesang aussprechen, den sie gestern abend unter meinem Wohnzimmerfenster zu veranstalten für nötig hielten?

Auch im Namen meiner Frau, die sich nicht unwesentlich gestört fühlte.

"Völker, hör die Signale!" forderten Sie mich auf. Welche Signale denn, bitteschön? Ich vermochte nur das Klingeln der weltberühmten Karlsruher Straßenbahnen zu hören.

"Auf zum letzten Gefecht!" Das war ihre nächste Forderung. Gegen wen sollte ich nun fechten? Vielleicht gegen meine Schwiegermutter? Mit ihr liege ich seit Jahren im Gefecht. Wenn Sie mir da einen Rat geben könnten, wie ich zum LETZTEN Gefecht kommen könnte, wäre ich Ihnen sehr verbunden.


"Die Internationale erkämpft das Menschenrecht!" Wieder diese Unklarheit! Welche Internationale? Die Internationale der Bienenzüchter, der Briefmarkensammler, oder wie? Oder was?

Verstehen Sie mich recht, sehr geehrter Herr Marx. Ich bin keineswegs gegen die Menschenrechte. Ja, ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass ich sie mitunter geradezu befürworte! Doch bitte nur dort, wo sie hingehören!

Und nach 22 Uhr unter meinem Wohnzimmerfenster, da gehören sie nun entschieden NICHT hin!

Sollte sich dieser Vorfall wiederholen, so werde ich mich zu meinem Bedauern gezwungen sehen, eine Anzeige wegen Ruhestörung in einem besonders schwerwiegenden Fall zu erstattten.

Und das wollen wir doch beide nicht, Herr Marx.

Ich hoffe, wir haben uns verstanden.

Im übrigen wünsche ich Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in unser Stadt - und eine gute Weiterreise nach London, von wo aus Sie die Welt revolutionieren wollen, wie man hört.

Wir hier im liberalen Baden haben unsere Revolution jedoch schon gehabt, wie sie vielleicht wissen: 1848 und 1849.

Revolutionieren Sie also bitte anderswo, und lassen Sie Karlsruhe in Ruhe, Herr Karl! Schon der Name unserer schönen Stadt hatte Ihnen Verpflichtung sein sollen. Denn: Wo der eine Karl ruht, da soll ihn der andere nicht wecken!

In diesem Sinne rufe ich Ihnen ernst und doch auch freundlich gemeint zu: "Karl! Ruhe!"


Mit freundlichen badischen Grüßen

Eberhard Völker
Verwaltungsabteilungsleiter bei der städtischen Stadt
Karlsruhe
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