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Alt 20.10.2019, 08:33   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi DDP!

Doppelposts sind in diesem Forum nicht gestattet (sonst könnte jeder seine eigenen unbeantworteten Themen "pushen", d.h., sie wieder auf die Forenoberfläche holen). Wenn du nachträglich noch etwas bemerken willst, warte den nächsten Kommi ab - oder nutze die "Ändern"-Funktion rechts unten und hänge das noch zu Sagende an deinen letzten Kommi an.

Zu deinem Werk hat Faldi ja schon das Nötige gesagt (er weiß da sogar besser Bescheid als ich, denn ich hab nie die lateinischen und griechischen Fachbegriffe für all die Sorten metrischer Gestaltung gelernt - ich merk nur, wenn's wo hakt und kann den Finger drauflegen. )

Mir fallen so Sachen auf wie zB die beiden einzigen männlichen Kadenzen in S3Z1 und 2 ("dumm/krumm") - sie stechen als einzig in diesem Werk betonte Zeilenenden geradezu heraus, brechen die Harmonie und den Rhythmus des sonst so gleichmäßig taktenden Wortgeflechts (ich beziehe mich da jetzt auf Faldi's korrigierte Version).
Die Kadenzen (= Endsilben der Verse, betont oder unbetont = männliche oder weibliche Kadenz) sind nun zwar der "schwächste" Ordnungspunkt in der metrischen Lyrik, aber dem geschulten Ohr fällt es dennoch auf.
Kadenzen dürfen in einem Gedicht durchaus wechseln, sollten es dann aber mit klarem Regelmaß tun (abwechselnd oder mittig gespiegelt, zeilenweise oder strophenweise im ganzen Werk).


Du traust mir nichts zu und du hältst mich für dumm.
Ich nehme es dir in zehn Jahren noch krumm.


Wie könnte man diese beiden Zeilen nun dem restlichen Schema anpassen?
Mögliche Alternativen:

Du traust mir nichts zu und du hältst mich für eigen.
Das nehm ich dir krumm und ich werd es dir zeigen!

Du traust mir nichts zu und du lässt es mich spüren.
Du hältst mich für dumm und voll schwacher Allüren.

Du traust mir nichts zu und verwirfst meine Klage
und hörst mir nie zu, ganz egal, was ich sage.


Wähle selbst oder finde eine eigene Version. Oder lass es, wie es ist - wie gesagt, die Kadenzen haben den geringsten Einfluss von allen lyrischen Ordnungsmitteln auf die poetische Qualität eines Textes.

Gern gelesen!

LG, eKy
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