Tränen II
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Er weiß nicht mehr wie Tränen schmecken,
denn echte Männer weinen nicht.
Ein jeder Schmerz und jeder Schrecken,
sie kerbten sich in sein Gesicht
wie Zeichen ein, in Stein geschlagen
und unlesbar für jedermann;
doch ihn begann die Angst zu plagen,
dass Mutter sie entziffern kann.
Sie konnte - ohne jede Trauer
sprach sie vom Mord, der keiner war;
zu spät vielleicht, denn nie genauer
hat er erfahren, was geschah.
Sie war zu alt für solche Fragen
und er schon lange nicht mehr Kind
genug, um ihr sein Leid zu klagen;
die Tränen trocknete der Wind.
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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