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Alt 28.12.2011, 08:47   #2
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asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
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was hängst du
am greifbaren
vor deiner nase
so fest
freund?

findest halt nur
im konkreten
steigst nie
in dir noch neue
unvertraute
gewässer

lauern dir dort
keine andern dinge
am grund
als die bekannten

kiesel
sie zu sammeln
manche glänzen
funkeln
liegen weich in der hand

und bergen ihre eigne
schönheit

unpolierten bruch
der in die sohlen sticht
gibt es
überall

anders nur an
der oberfläche
im wesen
stets gleich


Zitat:
Zitat von wüstenvogel Beitrag anzeigen
Oder soll Dichtung
auch
noch immer
anregen
bewegen
anrühren
ergreifen
Brücken schlagen
Gedanken
Gefühle
Eindrücke
Stimmungen ausdrücken
den Menschen
die Natur
das Leben
in den Mittelpunkt rücken?

hallo, wüstenvogel,


für mich tut das die von dir in den strophen davor beschriebene dichtung auch. ich vergleiche das gerne mit der malerei.

die einen bevorzugen bilder, die ihren inhalt offen darlegen, auf denen sofort erkennbar ist, welchen inhalt sie darbieten. meist die naturalistischen darstellungen in gefälligen, harmonischen farben und dezentem farbauftrag, der in den hintergrund tritt.

die anderen mögen auch bilder, deren aussage erst in einem "dialog" mit dem betrachter und im kontext mit der aktuellen epoche erschließbar wird. die deuten dann an, geben gedankenimpulse und haben eine ganz andere art der ästhetik als die der akademisch gemalten bildwerke.

abstraktion - das ist das thema. verdichtung ist nichts anderes. jedes bildwerk/jedes gedicht ist abstraktion - also abbildung einer realität/der natur.
und je nach abstraktionsgrad wird an der oberfläche mehr oder weniger darstellung oder aussage ablesbar sein. und dann muss man eintauchen. nicht, wie bei den melodiösen, figürlich, naturalistisch gemalten bildern/gedichten in das "wie ist es gemacht?", sondern in das "was stößt es in mir an?" (das "wie ist es gemacht" kann man natürlich bei den abstrakteren bildern/gedichten auch analysieren und benennen - doch es gibt eben keine so konkreten anhaltspunkte wie werke, die festen formvorgaben und -regeln folgen. dazu bedarf es dann schon viel erfahrung im umgang mit kunst/literatur und einer breiten wissensbasis, auf die man zugreifen kann. selbstredend meine ich hier nicht schnell-hingeschusterte zeitgenössische lyrik/malerei selbsternannter eben-mal-so-aus-der-launer-heraus-künstler).

die lesart und der zugang (und somit die erwartungshaltungen) sind da jedenfalls gänzlich unterschiedlich.

sie zu vergleichen und gegeneinander aufzurechnen macht also wenig sinn.


lieber gruß,

fee

Geändert von fee (28.12.2011 um 09:27 Uhr)
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