Thema: In der Tiefe
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Alt 07.03.2018, 12:00   #2
Sufnus
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Hi waterwoman!
Schöne Verse, die aber im Vergleich zu dem überaus gelungenem Skagen-Gedicht etwas blasser bleiben. Ich denke, die etwas größere Abstraktion wird diesem Gedicht ein wenig zum "Verhängnis" (nunja... großes Wort).

Mir scheint, dass Dir, dieses Gedicht zu schreiben, im Vergleich weniger Freude bereitet hat, was vielleicht auch ein paar kleinere Ungenauigkeiten erklärt.

1) Die Wellen aus Sand (Dünen? Aufgewirbelter Sand am Meeresgrund?) fügen sich nicht so harmonisch in die dreigliedrige Aufzählung am Anfang ein, schon rein klanglich sind sie viel bewegter und "heller", freundlicher, als die erste und dritte Zeile und brechen damit den Abstieg in die Tiefe. Auch inhaltlich passt es, finde ich, nicht so gut - Dünen würden gar nicht passen, wenn es doch eigentlich um die Tiefsee geht und der Sand am Meeresgrund ergäbe zwar schon Sinn, müsste beim Abstieg - quasi als Grundberührung - aber als letztes aufgeführt werden.

2) Die wilden Korallen sind irgendwie eigenartig. Wild assoziiere ich mit lebhaft, lebendig - nicht mit Agonie.
Ich denke sowohl beim störenden Sandgewirbel als auch bei den wilden Korallen ist die Suche nach einem Reimwort schuld am Schlamassel.

3) Zuletzt noch eine Minikleinigkeit: tödliche Agonie ist ein Pleonasmus - geht natürlich als Stilmittel durch, ist aber m. E. hier nicht so günstig, weil es leicht einen gewissen "Unernst" in eine Rede einführt.

Zum Abschluss aber was Positives: Die Parallelsetzung der drei ersten Zeilen ist ungeheuer wirkungsvoll und erzeugt ganz viel Lese-Sog... sehr sehr schick! Und dann schafft es die sehr zeitaktuelle Korallenbleiche am Schluss auch noch das Gedicht geschickt in der Jetztzeit zu verankern. M. E. wären ein paar Optimierungsarbeiten an diesem Gedicht durch die potentielle Qualität mehr als gerechtfertigt.
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