Thema: Lupus
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Alt 07.11.2012, 19:10   #8
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin Thomas,

also erst mal vorweg, die "Phillosophie des verbotenen Wissens" spielte in Bezug auf diesen Text keine Rolle.

Dies war nur eine humorvoll angedachte Antwort auf Chavalis Feststellung, daß dies endlich mal wieder kein Zornesgedicht sei, worauf ich zustimmte, aber gleichzeitig anmerkte, daß ich das o. a. Buch gerade lese und sich das auch schnell wieder ändern könne.

Aber da du ja unbefleckt durch dieses Buch bist , macht das überhaupt nichts für deinen weiteren Kommentar.

Zitat:
Meine Annahme ist also: Der Autor versucht den emotionalen Gehalt einer philosophischen Aussage zu vermitteln, bzw. die durch die Beschäftigung mit bestimmten Ideen des "verbotenen Wissens" hervorgerufenen Gefühle zu beschreiben.
Über das "verbotene Wissen" sprachen wir ja bereits.
Trotzdem will ich gerne darauf eingehen, denn vielleicht ist ja doch unterbewusst etwas von meiner derzeitigen Lektüre mit eingeflossen.
Denn die Szenerie des Textes entwickelt sich aus einer dunklen Perspektive und das Thema des Buches betrachtet und erörtert schwerpunktmäßig eben die dunklen Seiten des Menschseins.
Sehr interessant übrigens, Herr Ließmann erhebt den Anspruch, Nitzsches Philosophie weiter geführt zu haben.
Ich kann zwar nicht beurteilen, ob ihm das gelungen ist, aber es ist sehr interessant und im Nachhinein escheinen mir einige Passagen aus "Zarathustra" in einem ganz anderem Lichte, der dieses Buch in ein völlig anderes, nie gekanntes Gewand kleidet. Das schnappe ich mir als nächstes noch einmal.

Zitat:
Das Sonett ruft eine Unwirklichkeit hervor "gespensterhaft, Schemen", etc., was in der Poesie an sich gar nichts Besonderes ist. Besonders ist hier, das die Unwirklichkeit sich selbst (und übe sich selbst) zu reflektieren schein. "Die Vollmondlicht-beschienene Nacht malt Sonnenträume" etc. Eine Reflektion, die schließlich sogar das Gedicht als Ganzes umfasst, wenn am Schluss herauskommt, dass das "Mond"-Sonett durch den nicht existenten, eben den "Schattenwolf" geheult wird – und das für für ein nichtexistentes Publikum.
Ja, das ist richtig.
Die Szene wird vorbereitet, um den Leser in eine "unwirkliche Wirklichkeit" zu entführen.
Die ersten zwei Quartette bleiben hauptsächlich beschreibend.

Es geschieht in einer Vollmondnacht.
Eine Wolke gibt nach und nach den Himmel frei und das Vollmondlicht erhellt einen nackten Hügelrücken.
Mit Hilfe des vom vollen Mond reflektierten Sonnenlichtes schafft die Nacht sich einen tagähnlichen Zustand, das sind die Sonnenträume, denn die Szene findet ja auf der sonnenabgewandten Seite statt.

Im zweiten Quartett entfaltet sich eine Magie in der Szene, denn die Bäume, zwar erst in der letzten Zeile erwähnt, lassen auf einen Wald schließen. Nur die sich im leichten Wind wiegenden und rauschenden Baumwipfel sind vor dem Hügel zu erkennen und in diesem Wald befinden sich unzählige unsichtbare Zuschauer, Rehe, Füchse, Vögel und was alles sonst noch in der Lage ist, eine solche Szenerie zu erfassen und natürlich nicht zuletzt der Beobachter und Erzähler selbst.
Sie alle bleiben unsichtbar, sind aber zweifellos existent.

Im ersten Terzett geschieht die erste Aktion.
Es mutet wie ein Trugbild an, ein Schemen tritt in Erscheinung, man kann es noch nicht genau erkennen, aber etwas zeigt sich dort auf dem erleuchteten Hügelrücken.

Im zweiten Quartett erfahren wir, daß ein Poet diese Szene beobachtet und plötzlich in dem Schemen einen Schattenwolf erkennt.
Das kann man sich vorstellen wie einen Scherenschnitt, also nur ein schwarzer Umriss.
Dieser Wolf erhebt den Kopf Richtung Vollmond und beginnt ihn anzuheulen.
Das ist natürlich nur ein Klischee, denn das nächtliche Heulen des Wolfes hat ja einen ganz anderen Hintergrund, nicht aber für den Poeten, der etwas ganz anders dort hinein interpretiert.
Sein Fazit: Wäre er der Wolf, würde er den Mond mit Mondsonetten verehren.
Also sieht er in ihm den tierischen Kollegen, der das so praktiziert.
Und deshalb steht es auch in dieser Rubrik.


Das war einfach die Idee dahinter.

Ich stellte mir hinter einem schwarzen Wald einen kahlen Hügelrücken vor, auf den der Vollmond hoch oben vom Himmel herunterleuchtet und auf dem ein den Mond anheulender Wolf steht. Auch nur ein Klischeebild.
Das habe ich versucht in Metaphern zu beschreiben.

Dabei habe ich noch ziemlich gewöhnliche Reime verwendet, denen ich aber ein neuen Anstrich verleihen wollte.

Ich habe also mehrere Klischees, auch das Bild der Eule als Todesbote, hier verwendet und das alles in ein poetisches Gewand gekleidet, was ich versucht habe, mit einer gehobenen Sprache zu stricken.

Vielleicht war die Idee zu gut versteckt, ich kann das leider als Urheber nicht beurteilen.

Aber zumindest konnte ich meine Intentionen widergeben.


Ich danke dir ganz herzlich für deinen Kommentar und die Auseinandersetzung mit dem Text. Deine Kritik hat mir zu denken gegeben...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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