Thema: Seelenballast
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Alt 02.06.2014, 19:31   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin wüstenvogel,

was schreibt Krishnamurti da?

Zitat:
Zitat von Krishnamurti
Die meisten von uns häufen an. Wir häufen Tugend, Reichtum, Wünsche
Erfahrungen, Ideen an, und damit beladen, machen wir unsere weiteren Erfahrungen....
Wir haben solche Furcht davor, nichts zu sein. Wir haben solche Furcht vor der Leere, dass wir sie füllen möchten.
Er parodiert sich doch selbst, denn waren es nicht seine Tugend, sein Reichtum (Vermögen), seine Wünsche, Erfahrungen und Ideen, die ihn dazu brachten, seine Reden auf Reisen durch die ganze Welt zu halten?
Er wurde von Anfang an gefördert und auch wenn er sich von seinem Mäzen später löste, hatte er schon einen Kultstatus erreicht und brauchte daher sicherlich keine Angst zu haben, jemals ein Nichts zu sein.
Die Angst vor der Leere hätte ich allerdings auch. Die Leere ist nämlich seelen- und identitätslos. Aber dazu mehr bei deinem Gedicht.
Ich glaube, es ist immer schlecht, solche Zitate aus dem Zusammenhang zu reißen. Denn wenn sie alleine dastehen, erzeugen sie oft einen Widerspruch.

Zitat:
Wir sammeln:
Wissen und Informationen
Ideen und Ideologien
Erfahrungen und Erinnerungen
Ängste und Hoffnungen
Wünsche und Träume
Vorlieben und Abneigungen
füllen die Seelenräume
mit so viel Unfug
und bekommen doch nie genug.
Dem kann ich soweit zustimmen, weil wir die erwähnten Dinge alle sammeln. Da gesellt sich auch jede Menge Unfug zu, aber der ergibt sich nun einmal in einem regen Leben. Und neugierig war der Mensch schon immer, das ist eine typische Charaktereigenschaft, ohne die unsere Spezies nicht hätte überleben können.

Zitat:
Von allem
können wir uns nicht befrein
doch je weniger wir
anhäufen
sammeln
festhalten
desto mehr passt hinein.
Befreien können wir uns natürlich nicht, aber gut, so könnte man Platz schaffen, obwohl das menschliche Gehirn viel leistungsfähiger ist, als man im Allgemeinen glaubt.

Zitat:
Je tiefer die Leere in uns
desto größer der Platz
für den unfassbaren Schatz
des Lebens
für jeden neuen Augenblick
und keiner wäre vergebens.
Ja, aber was soll dieser unfassbare Schatz des Lebens denn sein?
Das Leben besteht doch aus Erfahrungen, Wissen, Informationen, Erinnerungen, Ideen usw. Das ist es doch, was die einzigartige Individualität ausmacht. Das sind die Dinge, die ich greifen und begreifen kann, keine Spekulationen und Hypothesen, kein Glaube oder sonstige irrationale Dinge, für die es keinerlei Belege und Beweise gibt.
Jede Erfahrung in jedem Augenblick, die ich mache, kann niemals vergebens sein, denn nur daraus kann ich ein Verständnis für diese Welt entwickeln, in der ich existiere.
Natürlich werde ich sie niemals ganz erfassen können, denn der Möglichkeiten gibt es unendlich viele.
Solange diese Möglichkeiten allerdings nicht bewiesen sind, bleiben sie, was sie sind, Möglichkeiten.
Dann aber kommen wir wieder ins Spekulieren und ich kann mich nur wiederholen, indem ich sage, wo das Wissen aufhört, beginnt der Glaube. Leider fehlt mir dazu jegliche Bereitschaft.

Ich hoffe, du bist mir nicht gram, wenn ich schreibe, dass dein Text bei mir jede Menge ungeklärter Fragen offen und mich daher auch zweifelnd zurück lässt.

Aber für irgendetwas, was da noch sein könnte, wofür es aber nicht den geringsten Anhaltspunkt gibt, denn Wunder und Offenbarungen sind Dinge, die sicherlich keine Beweiskraft besitzen, kann ich mich nicht begeistern.

Die Welt ist, wie sie ist und solange es kein Anzeichen für etwas anderes gibt, solange hat mich das auch nicht zu scheren.

Wie sagte Arthur Schopenhauer? Lasst die Götter in Ruhe und ihr könnt erwarten, dass sie euch in Ruhe lassen.


In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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