Hallo whizzl,
in der deutschen Sprache und Verslehre gibt es (bis auf ganz wenige und spezielle Ausnahmen) weder zwei betonte noch drei unbetonte Silben hintereinander.
Folgen zwei betonte Silben hintereinander, nennt man das einen Hebungsprall.
Beispiel:
Die Nacht ist schwarz, eisig weht der Wind.
xXxX,XxXxX
Drei unbetonte Silben sind mir noch nicht untergekommen. Wenn tatsächlich drei eigentlich unbetonte Silben hintereinander stehen, wird die mittlere beim Sprechen leicht angehoben.
Beispiel:
Herr Müller kleckerte beim Essen
xXxXx(X)xXx
sein Mundtuch hatte er vergessen.
xXxXxXxXx
Im direkten Zusammenhang bleibt das ein 4-hebiger Jambus.
So haben auch die alten klassischen Dichter gereimt.
Siehe hier: -->
klick mich
Über die ersten und letzten Zeilen der Quartette in diesem Sonett können wir diskutieren, über alle anderen eigentlich nicht:
Reich mir die Hand in dieser finstern Zeit
xXxXxXxXxX
(alternativ: XxxXxXxXxX)
und hilf mir durch die Dunkelheit zu gehen,
xXxXxXxXxXx
und lass mich meine Endlichkeit verstehen.
xXxXxXxXxXx
Reich mir die Hand, ich bin dafür bereit.
xXxXxXxXxX
(alternativ: XxxXxXxXxX)
Gib mir Geduld, was immer kommen mag,
xXxXxXxXxX
(alternativ: XxxXxXxXxX)
das anzunehmen, was du mir erwählt,
xXxXxXxXxX
es anzunehmen, bis es nicht mehr quält.
xXxXxXxXxX
Gib mir Geduld zu warten auf den Tag.
xXxXxXxXxX
(alternativ: XxxXxXxXxX)
Ich will mich dann an deiner Hand erheben
xXxXxXxXxXx
und nicht von deiner Seite will ich weichen
xXxXxXxXxXx
und freudig werd ich über Meere gehen.
xXxXxXxXxXx
Ich werde mit Geduld als Blinder sehen
xXxXxXxXxXx
und werde helfend meine Hände reichen.
xXxXxXxXxXx
Und freudig will ich deiner Liebe leben.
xXxXxXxXxXx
Aber letztendlich kannst du es drehen und wenden, wie du willst, alle Verse bleiben 5-hebig- Und da ist es egal, ob sie mit einer männlichen oder weiblichen Kadenz enden.
Über Inhalt und Interpretation mag ich außer mit dem Autor nicht diskutieren, da hat jeder seine eigene Sichtweise.
Mir persönlich ist es nur wichtig, ob ich die Intention des Autors getroffen habe oder daneben liege.
Denn die Intention des Autors ist ausschlaggebend, nicht die individuelle Interpretation des Lesers.
Da kann man treffen oder eben nicht.
Liebe Grüße
Falderwald